Vor drei Monaten bin ich mit meiner Familie in die Heidmark gezogen, um hier in Hankensbüttel meinen Dienst als Pastor zu beginnen. Damals war ich sehr überrascht zu erfahren, dass ich in einer karnevalistischen Hochburg gelandet bin.
Als ich die Neuigkeit meiner Frau erzählte, blickte ich in funkelnde Augen. Die Exilwestfälin, mit der ich mein Haus teile, war begeistert. Dieses Wochenende ist es nun soweit: am Sonnabendnachmittag werden wir Batman und Pikachu zum Kinderkarneval begleiten. Ich bin gespannt.
Evangelium mit Humor predigen
Die Kirche hat sich lange mit dem Karneval schwer getan. Und auch die Reformation brachte in dieser Hinsicht keine Wende. Obwohl Martin Luther immerhin gesagt hat: „Das Evangelium kann nicht ohne Humor gepredigt werden“. Humor tut gut. Und er weckt zuweilen die Aufmerksamkeit der Gemeinde; beispielsweise am Anfang einer Predigt.
So wie bei dem jungen Kollegen, der genau über diese Frage nachdachte und einen älteren Pastor dazu befragte. „Überlegen Sie sich eine Einleitung, bei der die Zuhörer aufhorchen“, erklärt der Ältere. „ Ein Beispiel: Einige der schönsten Jahre meines Lebens verbrachte ich in den Armen einer Frau, mit der ich nicht verheiratet war.“ Er lächelte über die entsetze Miene des jungen Kollegen und fährt fort: „Es war meine Mutter.“
Am Sonntag besteigt der junge Pastor nervös die Kanzel und setzt an: „Einige der schönsten Jahre meines Lebens verbrachte ich in den Armen einer Frau, mit der ich nicht verheiratet war.“ Er freut sich über die gespannte Aufmerksamkeit seiner Gemeinde, doch plötzlich gerät er in Panik und hat einen Black out: „Aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wer es war!“
Leichtigkeit weht durch Luthers Worte
Humor tut gut. Und er war auch Jesus nicht fremd. So nimmt er die Reichen auf die Schippe und geißelt deren Geiz, wenn er sagt: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“ Die Armen werden geschmunzelt und aufgeatmet haben.
Leichtigkeit weht durch Jesu Worte in aller Schwere dieser Welt. Und dies tut uns allen gut: Innehalten und das Schwere für einen Moment von uns abfallen lassen. Wie auch immer.
Jörn Kremeike, Pastor in Hankensbüttel
(Diese Andacht erschien am 1. Februar 2020 im Isenhagener Kreisblatt)