Über einem Bienenkorb in Ratzeburg findet sich die Aufschrift „Deus in minimis maximus“ – „Gott ist im Kleinsten der Größte“. Dieser Satz hat nicht zufällig seinen Weg zu den fleißigen, kleinen Bienen gefunden. Sind sie doch ein Sinnbild dafür, durch viele kleine Dinge etwas Großes zu schaffen.
Die Biene hat es in sich. Sie trägt in ihrem winzigen Magen – klein wie ein halber Stecknadelkopf – den Nektar nach Hause, den sie von den Blüten eingesammelt hat. Einen Teil davon verbraucht sie unterwegs – sozusagen als Treibstoff. Zwei Drittel des Nektars sind Wasser. Nur ein Drittel davon wird schließlich als Honig eingelagert. Ein winziger Tropfen.
Unermüdlich sind die Honigbienen unterwegs: Um ein einziges Kilogramm Honig zu produzieren, steuern sie circa sechs Millionen Blüten an. Auf einer Strecke, die siebenmal um die Erde reicht.
Vielleicht kommen Sie sich auch manchmal vor wie eine Honigbiene: so klein und unbedeutend in dieser großen und komplexen Welt. Und fragen sich: „Was vermag ich schon mit meiner kleinen Kraft zu tun oder gar zum Besseren zu wenden?“ Wenn die Bienen dieser Welt so dächten oder danach handelten – wir hätten keinen Honig und nichts von dem anderen Guten, das durch ihre Bestäubungstätigkeit entsteht.
Wie bei den Bienen, so bei den Menschen: Wie oft schon ist eher durch die Kraft vieler Kleiner etwas nachhaltig besser geworden als durch das Werk einiger Großer? Im 1. Korinther-Brief steht (1, 27): „Gott hat das auserwählt, was in den Augen der Welt gering ist, um so diejenigen zu beschämen, die sich selbst für weise halten. Er hat das Schwache erwählt, um das Starke zu erniedrigen.“ Deus in minimis maximus. Gottes Art ist es, durch viele kleine Dinge Großes und Schönes zu schaffen.
In den nächsten Tagen soll der Frühling zu uns zurückkehren. Also: Genießen Sie die Sonne! Und gönnen Sie sich – bei allem, was uns in dieser Zeit sonst zu schaffen macht – einen Blick auf die herumschwirrenden Bienen. Und lernen von ihnen: eine kleine gute Tat hier, ein freundliches Wort dort. Und ab und zu ein dankbarer Blick hinauf zum Himmel.
Jörn Kremeike ist Pastor in Hankensbüttel
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