Was bin ich froh, dass der Frühling kommt! Besonders hart und kalt ist dieser Winter zwar nicht gewesen, aber trotzdem hat er sich fast endlos angefühlt. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir wieder viel alleine in unseren Buden sitzen mussten und dieses doofe Corona einfach nicht gehen mag. Jetzt wird es endlich warm, die ersten Knospen und Blüten sind aufgesprungen, die Sonne scheint, es ist schön.
Freunde, dass der Mandelzweig / wieder blüht und treibt, / ist das nicht ein Fingerzeig, / dass die Liebe bleibt?
Dieser Tage habe ich per eMail ein Frühlingsbild zugeschickt bekommen. Blühender Baum, japanische Kirche, irgendwie sowas. Daneben stand ein etwas besinnlicher, um nicht zu sagen kitschiger Text. Schon bald meldete sich jemand aus der angeschriebenen Runde (natürlich ein Pastor) und fragte, was das denn solle, ob wir schon in der Naturreligion angekommen seien. Die Verursacherin schrieb zurück, die Bildkraft des aufkeimenden Frühlings sei für viele Menschen tragend, das müsse doch auch für uns Theologen von Interesse sein.
Dass das Leben nicht verging, / soviel Blut auch schreit, / achtet dieses nicht gering / in der trübsten Zeit.
Ein Lied wird gerade immer wieder gesungen in unseren Gottesdiensten. Schalom Ben-Chorin, deutsch-israelischer Religionswissenschaftler und Journalist, hat den Text geschrieben; es gibt inzwischen mehrere Melodien dazu. Mitten im Krieg saß er in seinem Arbeitszimmer und hatte lauter Unschönes zu schreiben. Aber draußen vor dem Fenster blühte ein Mandelbaum. Was für ein Bild in diesen trüben Zeiten!
Tausende zerstampft der Krieg, / eine Welt vergeht. / Doch des Lebens Blütensieg / leicht im Winde weht.
Wir erleben gerade wieder Kriegszeiten. Man könnte trübsinnig werden, und manche werden es tatsächlich. Ich muss gestehen, im Moment sehe ich selber auch nur Zerstörung und Elend. Wo soll das alles noch hinführen? Wo bleiben die Hoffnungsbilder?
Freunde, dass der Mandelzweig / sich in Blüten wiegt, / bleibe uns ein Fingerzeig, / wie das Leben siegt.
Schalom Ben-Chorin hat erzählt, dass der Mandelbaum vor seinem Arbeitszimmer irgendwann abgehauen wurde und man Platten im Hof verlegt hat. Und dass eines Tages die Wurzeln des Baumes sich doch wieder einen Weg durch die Platten gebahnt haben. Die Hoffnung ist nicht totzukriegen, sagte er dazu. Aber man braucht vielleicht Bilder, an denen man sich aufrichten kann. Es ist wirklich gut, dass jetzt der Frühling kommt. Und demnächst dann auch noch Ostern.
Karsten Heitkamp ist Pastor in Steinhorst und Groß Oesingen
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