Hier in Hörweite irgendwo zwischen den Wohnhäusern wohnt ein Hahn. Wenn ich ihn krähen höre, erinnert er mich in dieser Woche vor Ostern an die Geschichte mit einem seiner Artgenossen und Petrus. Der hatte sich dorthin getraut, wo Jesus nach seiner Festnahme verhört wurde – denn die römische Staatsmacht vermutete in ihm einen Terroristen. Und als Petrus in der Nähe des Verhörs als alter Wegbegleiter Jesu saß, wurde er genau darauf angequatscht und rettete seinen Kopf, indem er die Bekanntschaft zu Jesus leugnete.
Da krähte der Hahn und Petrus erinnerte sich, was ihm Jesus gesagt hatte: „Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und Petrus ging weg, schämte sich und „weinte bitterlich“.
Nun haben wir es in dieser Hinsicht gut hier. Es kostet uns am ehesten Geld, uns als Christen zu bekennen. In anderen Ländern müsste ich freilich viel vorsichtiger sein… und was würde ich dann machen?
Mich hinstellen und deutlich sagen: „Ja, dieser Jesus ist der Sohn Gottes und in seinem Namen gekommen, um alle Menschen zu retten“ ? Oder würde ich doch eher versuchen, mich seitwärts in die Büsche zu schlagen, um einer gefährlichen Auseinandersetzung zu entgehen?
Damit wäre ich immerhin Petrus’ Geselle… also auch kein Held. Die kommen übrigens in der Bibel immer fehlerbehaftet vor: Samson, der Starke, verliert in blinder Liebe den Verstand und seine Haare, so dass er gefangen werden kann und am Schluss als Selbstmordattentäter stirbt. „Urvater“ Jakob ist ein Betrüger und schwatzt seinem Bruder dessen Erbe ab – bis hin zu Petrus eben. Bloß: Was hätte der mit einem Bekenntnis erreicht außer ebenfalls als Terrorist festgenommen und hingerichtet zu werden?
Die Bibel ist da - brutal ehrlich. Sie erzählt Petrus’ menschliches Versagen und ebenso seine Rolle in der jungen christlichen Gemeinde: Er leitete sie und war in der ersten Mission die treibende Kraft.
Deshalb kräht mir der Hahn in der Nachbarschaft ins Ohr: Wenn’s hart auf hart kommt, mach dich nicht sinnlos zum Märtyrer! Sondern gestalte, wo, wie und wann du nur kannst, deine Werte und Hoffnungen! Sei in deiner Überzeugung tätig! Verrate deinen Glauben nicht durch Nichtstun, wo du etwas tun könntest. Denn dann würdest du zu Recht zum – Maulheld.
Winfried Gringmuth ist Pastor im Ruhestand
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