Ganz ehrlich, als ich jung war, habe ich auch nicht verstanden, was das soll. Wir waren als Kinder froh, dass wir schulfrei hatten und nannten ihn kichernd „Buß- und Bett-Tag“. Damals in den 70er Jahren.
Damals war er wenigstens noch gesetzlicher Feiertag. 1995 wurde er überall bei uns (außer im Freistaat Sachsen) abgeschafft, um die Pflegeversicherung zu finanzieren. Immerhin! Stellen Sie sich mal vor, Sie sollten stattdessen neben der Krankenversicherung auch noch Beiträge für die Pflegeversicherung zahlen? Ach, tun Sie trotzdem? Verkehrte Welt!
Zurück zum Thema. Nun mal Hand aufs Herz, wer kann denn mit dem Gedanken der Buße noch etwas anfangen? Braucht man das noch? Vielleicht sagt man noch – halb aus Scherz oder wenn man etwas richtig verrissen hat – „Asche über mein Haupt!“ Und es gibt – extra für uns Autofahrer – einen „Bußgeldkatalog“. Aber sonst?
Vielleicht dann doch eher die anderen. Mit denen tut man es sich in dieser Beziehung leichter. Wenn man jemandem mit ernster Miene entgegenschleudert: „Das wirst Du mir büßen!“ Oder es ihm wenigstens – mit nicht weniger grimmigem Sinn – im Stillen verspricht. So wie die Politiker am Aschermittwoch, die zum Asche streuen auch die Häupter der anderen dem eigenen Haupte vorziehen.
Aber: Auch am Buß- und Bettag geht es nicht um „die anderen“. Es geht um mich. Es geht um Dich. Und um Gott. Ein Kollege aus Hessen schrieb dieser Tage auf der Seite www.busstag.de dazu:
„Die letzten anderthalb Jahre waren hart. Für die meisten von uns. Viele haben erfahren, wie verletzbar unser Leben ist, wie gefährdet unsere Lebensbedingungen, wie schnell alles vorbei sein kann. Die Leichtigkeit war auf einmal wie weggeblasen. Und jetzt? Wie geht es uns? Wie geht es mir? – Wenn ich mich im Spiegel ansehe, dann merke ich, Körper und Seele haben Schrammen abbekommen. Der Rücken tut weh vom vielen Sitzen. Die Angst um Freunde und Familie hat ihre Spuren hinterlassen.
Manchmal fühle ich mich ausgelaugt. Ich spüre, es ist Zeit, mit Gott zu reden. Ihn stören die Schrammen nicht. Er interessiert sich für mich. Er fragt ganz ehrlich: Wie geht es Dir? Ihm kann ich eine ehrliche Antwort geben oder auf die Suche nach ihr gehen.“
Am Buß- und Bettag ist eine gute Gelegenheit dazu. Dazu finden heute überall Gottesdienste statt. Seien Sie uns herzlich willkommen!
Jörn Kremeike ist Pastor in Hankensbüttel
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