Schon bald wird im hiesigen Automobilkonzern ein völlig neues elektrisches Auto gebaut. Große Hoffnungen werden in dieses gesetzt. Im Rekordtempo soll dafür eine neue Fabrik hochgezogen werden. Auch der Name steht schon fest: Trinity. Mich hat diese Wahl sehr erstaunt.
Nicht weil es ein englischer Begriff ist. Englisch hören wir schließlich in der Musik und der Geschäftswelt überall. Aber ein Auto nach einem rein christlichen und theologischen Begriff zu benennen, das habe ich nicht erwartet. Trinity kommt von dem lateinischen Trinitatis, ein Begriff, der überhaupt erst von Theologen geschaffen wurde, um etwas ganz Bestimmtes auszudrücken. Er bedeutet auf Deutsch Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit oder Trinität. „Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“
So heißt es immer wieder im Gottesdienst. Und wie Gott als Vater, als Sohn Jesus Christus und als Heiliger Geist gedacht werden kann, dafür gibt es die Lehre von der Dreieinigkeit oder Trinität. Gott ist drei Personen, erscheint auf dreierlei Weise und ist doch eins, ein Wesen. Gott ist keine Dreiheit, sondern eine Drei-in-eins-Heit. Für mich ist das einer der schwierigsten und zugleich spannendsten Gedanken des Christentums. Gott als einen Gott zu denken und doch zugleich als Schöpfer aller Dinge, der als Jesus auf die Welt gekommen und als Heiliger Geist bis heute in allen Christenmenschen gegenwärtig ist.
Gott bleibt bei dem Konzept der Dreieinigkeit jedenfalls nicht einfach im Himmel, als unnahbares und fernes höheres Wesen, sondern greifbar und erlebbar in Jesus und durch den Heiligen Geist im christlichen Glauben. Das ist für mich der Hauptgedanke der Dreieinigkeit.
Trinity – genau diesen Begriff werden wir bald auf vielen Autos sehen, zwar auf Englisch, aber nicht weniger christlich. Ob die Werbeabteilung des Autokonzerns oder eine externe Beratungsfirma ihn wegen seines Klanges ausgesucht hat? Und spielte der christliche Hintergrund dabei überhaupt eine Rolle? Ich weiß es nicht, freue mich aber auf die Gespräche, die ich in Anspielung auf diesen Namen in Zukunft beginnen kann. „Ihr Auto hat einen coolen Namen. Wissen Sie eigentlich, wo der herkommt?“ Ich bin gespannt auf die Antworten.
Und noch eins: Vielleicht kann das neue Auto dazu führen, dass die längste Jahreszeit im Kirchenjahr neue Aufmerksamkeit erfährt. Denn der heutige Sonntag heißt tatsächlich Trinitatis. Ihm folgen 20 weitere Sonntage ‚nach Trinitatis‘. Vielleicht braucht es auch so lange, um die Dreieinigkeit zu erklären oder zumindest eine Ahnung davon zu bekommen, wie vielfältig Gott ist.
Christian Berndt ist Superintendent im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen
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