Das sagt sich so leicht: „Es ist doch nicht so schlimm.“ „Das wird schon wieder.“ „Wart mal ab.“ Das sagt sich so leicht. Sagt es sich wirklich so leicht, oder sind solche Sätze Ausdruck davon, dass es in vielen Situationen schwer ist, etwas Passendes zu sagen. Statt etwas beim Namen zu nennen, suchen wir nach vermeintlichen Aufmunterungen.
Es sagt sich eben nichts leicht, wenn ich die schwerkranke Nachbarin besuche. Es sagt sich nichts leicht, wenn ich mit Verwandten darüber rede, welcher Lebensstil angemessen ist, angesichts der Belastungen, die diese Welt verändern, das Klima wandeln und Tier- und Pflanzenarten sterben lassen. Es sagt sich nichts leicht, wenn ich mit anderen über den Krieg in der Ukraine rede und darüber, was uns Angst macht. Aber was dann? Schweigen? Andere Themen suchen? So tun, als wäre alles nicht so schlimm?
Ich stehe im Garten einer älteren Dame. Auf die Terrasse schafft sie es mit dem Rollator gerade noch. Einige Wochen hatte sie in der Kurzzeitpflege verbracht. Nun ist sie froh, wieder zu Hause zu sein, braucht aber viel Unterstützung, vom Anziehen der Stützstrümpfe bis zum Essen auf Rädern. Wir sprechen über das Alleinsein und darüber, wie es ist, bitten zu müssen und Hilfe anzunehmen. Wir reden darüber, dass es nicht wieder wird. Abwarten wird keine Besserung bringen. Wir reden miteinander und nichts sagt sich so leicht. Trotzdem hat unser Gespräch eine gewisse Leichtigkeit und Normalität. Vielleicht, weil wir aussprechen, wie es ist. Vielleicht, weil wir um das Schwere nicht herumreden.
Während wir uns mitteilen, teilen wir: das Belastende, das Schmunzeln über Alltagserfahrungen und die Erinnerungen an Zeiten, als es noch leicht war. Im Rückblick auf das Gespräch fällt mir ein Satz aus der Bibel ein: „Eure Rede sei ja, ja; nein, nein.“ Die Dinge beim Namen zu nennen, braucht etwas Mut. Aber manchmal wird es dann ganz einfach.
Heike Burkert ist Pastorin für Regiolokale Kirchenentwicklung im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen
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