In die kommende Woche wird uns ein Vers aus dem Lukasevangelium begleiten. Er steht im 13, Kapitel, Vers 29: „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Ein großes Fest zu feiern, das wäre ja mal wieder etwas. Aus allen Himmelsrichtungen kämen die Familie, Freunde, Bekannten, Arbeitskollegen und Menschen, die wir im Laufe des Lebens wertgeschätzt und lieb gewonnen haben. Im Augenblick werden wir mit dieser Feier noch warten müssen. Und das ist nicht nur den Coronaumständen geschuldet. Vieles andere lähmt uns seit einiger Zeit in unserer Mobilität. Schranken und Grenzen im Kopf, aber auch physisch greifbare.
Da werden Mauern und Zäune an den EU-Außengrenzen hochgezogen und an anderer Stelle werden Panzer in Stellung gebracht. Im Kopf werden Türen bei differierenden Meinungen zugeschlagen.
Einige ziehen sich in ihre „Meinungsblase“ zurück oder grenzen sich damit selbst aus. Alles eine Frage der Perspektive. Die Grenzen sind auf vielfältige Weise undurchlässig geworden. Eine Bewegung in alle Himmelsrichtungen wird erschwert. Gottes bunte Schöpfung in all seiner Vielfalt und Diversität kommt immer schwerer zueinander.
Dieser Stillstand kommt nicht plötzlich. Er hat sich schon lange abgezeichnet. Jetzt ist er nur für alle greifbar. Alte Ängste brechen auf uns suchen sich einen Weg: Angst vorm Teilen; Angst vor dem Fremden; Angst vor Kontrollverlust; weitere Ängste und Sorgen.
Die Grenzen sind dicht. Lehren, die Europa aus zwei Weltkriegen gezogen hat, scheinen nicht mehr tragfähig zu sein.
Für einige mag der Tisch im Reich Gottes eine jenseitige Welt sein. Etwas, das mit uns hier nichts zu tun hat. Jesus hat uns diesen Tisch aber in die diesseitige Welt geholt. Indem er vor die Stadttore gezogen ist, zu den Kranken und Ausgegrenzten. Mit den Betrügern, Verbrechern und Verrätern hat er Tischgemeinschaft gehalten.
Er hat geredet, zugehört und in vielen Beispielen davon erzählt, wie es ist im Reich Gottes: Es geht nicht um Absonderung sondern um Teilhabe. Herkunft und Status spielen keine Rolle. Die Tür zu Gottes Tisch ist weit geöffnet. Nimm Gott ernst und tritt herein!
Welche Einladungskarten wollen Sie schreiben in den nächsten Tagen? Die Einladung beginnt im Kopf!
Olaf Klein in Pastor in Wittingen
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