Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66, 20
„Reden hilft, wenn jemand zuhört!“ Dieser kurze und inhaltsreiche Satz begegnete mir das erste Mal in meiner Vikarszeit. Er stand auf der Rückseite einer Visitenkarte einer Psychologin, die einmal in der Woche in den Räumen meiner damaligen Gemeinde Beratung anbot. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht, wie wichtig und wohltuend es ist, wenn jemand da ist, der oder die mir ein Gegenüber ist, die mich wahrnimmt, der zuhört, ohne ins Wort zu fallen. Der oder die mir mit Respekt und Achtung begegnet, egal, was ich gerade für ein Päckchen mit mir rumschleppe. Freude zu teilen, aber besonders auch Kummer und Leid, tut gut. Und wenn Gefühle einen Weg finden, abzufließen, dann befreit das.
Das Gegenüber hat viele Gesichter: Es ist die beste Freundin, der Großvater, die Arbeitskollegin, der Sandkastenfreund. Jemand, die oder der sich professionell mit dem Zuhören beschäftig. Wenn ich loswerden kann, was mich im Positiven wie im Negativen beschäftigt, dann tut es meiner Seele gut. Wer zuhört, leistet Sorge für meine Seele.
Morgen feiern wir den Sonntag Rogate, der sich mit dem Beten beschäftig. Und der Vers aus dem Psalm 66 ist uns als Wochenspruch mit auf den Weg gegeben. Beten, das Reden mit Gott, ist eine Praxis, die zunehmend aus unserem Alltag verschwindet. „Not lehrt beten!“ So höre ich es manchmal bei Gesprächen. Wenn die Not aber vorüber ist, dann rücken andere Dinge in den Vordergrund und für das Reden mit Gott bleibt kaum noch Zeit. Im Gottesdienst übernimmt der Pastor das Gebet für die Gemeinde, und auch dort bleibt kaum Raum für die eigene Gebetspraxis.
Der Sonntag Rogate, er ermutigt zum Gebet. Alleine oder gemeinsam; mit freien Worten oder geprägten Texten; leise für sich oder laut; im stillen Kämmerlein, beim Spaziergang. Es gibt nicht die perfekte Anleitung für das Beten. Sprich mit Gott über die Dinge, die dich beschäftigen. Wenn die Gedanken verstummen, dann können wir uns Worte leihen, wie das Vater Unser.
Reden hilft! Und Gott hört immer zu!
Olaf Klein ist Pastor in Wittingen, Ohrdorf und Darrigsdorf
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