Wir leben in schwierigen Zeiten: Erst hat die Pandemie unser Leben fest im Griff gehabt, jetzt der Krieg in der Ukraine. Ausgebrannte Wohnblocks, zerstörte Panzer, Tote auf den Straßen, die Angst vor einer weiteren Eskalation: Diese Nachrichten gehen mir nahe. Menschen erleiden Unglaubliches, und ich fühle mich ohnmächtig. Diese Spannung ist nicht auszuhalten.
Wie gut wäre es, sich ein dickes Fell zuzulegen: Damit diese negativen Gefühle mich nicht mehr so tief treffen. Damit Begegnungen mit der Wirklichkeit nicht mehr so weh tun.
Jugendliche lieben das Spiel ‚Bubble Soccer‘, Fußball in der Blase. Man befindet sich in einer dicken Schutzhülle, der ‚Blase‘, und spielt Fußball gegeneinander – oder tut zumindest so, denn ziemlich schnell entgleitet das Spiel: Zweikämpfe führen zu Lachanfällen, weil durch die Blasen alle Beteiligten durch die Luft fliegen, ohne sich weh zu tun. Eine ganz ungewohnte Leichtigkeit des Seins.
Ja, so eine Leichtigkeit wünsche ich mir manches Mal, für mich selbst und für andere: Eine solche Schutzhülle, die alles abfedert, so dass das Leben wieder leicht und schmerzfrei ist.
Schade, dass es so etwas nicht für alle Lebenslagen gibt. Eine Schutzhülle, durch die nichts mehr verletzt und Zusammenstöße Spaß machen statt Schmerzen. Es gibt Menschen, die leben schon wie in einer Blase, ohne wirklichen Kontakt zur Außenwelt. Durch die eigene Clique und die genutzten Medien bewegen sich die Gedanken in einem kleinen, ungestörten Kreis. Aber das Leben ist weder klein noch ungestört. Das ist eine bittere Erkenntnis, wenn man diese Blase doch einmal verlässt.
Hat der christliche Glaube dazu etwas zu sagen? Ich finde: Ja. Das eine ist, dass eine Weltflucht nicht zu einem Gott passt, der sich auf das Leiden am Kreuz eingelassen hat. Gott ist gerade denen nahe, die leiden. Die Flucht in eine Sonderwelt, eine ‚Blase‘ passt dazu nicht. Aber das klingt jetzt vermutlich noch viel zu moralisch. Darum nenne ich einen anderen Aspekt: Der Glaube stärkt uns. „Fürchte dich nicht“ ist einer der häufigsten Sätze der Bibel.
Wir können ihn in dieser Zeit besonders gut gebrauchen. Dieses „Fürchte dich nicht“ ist keine Aufforderung zur Flucht, sondern zum Weitergehen. Auf die Menschen zugehen, die in Not sind. Hinsehen, wo Unrecht geschieht oder Leben zerstört wird. Christen flüchten nicht in eine Sonderwelt. Und sie verlieren dabei nicht ihre Hoffnung, die sie in dieser verzweifelten Welt trägt.
Bubble Soccer ist ein Spiel, bei dem wir eine ungewohnte Leichtigkeit erleben können. Zusammenstöße ohne Wunden und ohne Wut. Diese Leichtigkeit können wir mitnehmen in den Alltag. Denn dahinter steht die Aufforderung „Fürchte dich nicht“. Gott ist bei Dir, auch wenn Du fliehen willst – oder es sogar tust.
Fürchte dich nicht vor Konflikten – sondern sei fair und konstruktiv, wenn Du in sie gerätst.
Und fürchte dich nicht vor dem Leben, wie es ist. Du bist nicht allein. Du kannst tun, was jetzt nötig ist.
Tilman Heidrich ist Pastor in Fallersleben-Sandkamp und Mörse
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