Herbst

12. Oktober 2024

Vor gut 20 Jahren fing ich damit an. Es war schon längst dunkel und ging auf Mitternacht zu. Ich packte meine Kinder ein, die sich schon darauf freuten, obwohl sie es auch ein wenig unheimlich fanden: Mitten in der Nacht Stiefel und warme Klamotten anziehen und ab ins Auto. Am schönsten war es, wenn die Temperaturen auf den Gefrierpunkt zugingen und der Mond schien.

Wir hielten immer in derselben Kurve in Starkshorn bei Eschede, stiegen aus und wurden ganz ruhig. Und dann hörten wir sie: die Hirsche in der Brunft. Manchmal mehrere Rudel, manchmal von mehreren Seiten. Wenn der Mond hell genug war, konnten wir sie auch sehen, manchmal mehrere Dutzend Tiere zusammen. Wir hatten lichtstarke Ferngläser dabei, damit wir sie besser sehen konnten. Nach einiger Zeit stiegen wir wieder ins Auto, fuhren nach Hause und schwiegen.

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22) Dieses Wort gibt Gott der Menschheit mit auf den Weg, die sich auf der Erde ausbreiten wird. Vor all den großen Hoffnungen der Menschheitsgeschichte, vor allen Erfahrungen des Scheiterns, vor allem gelingenden Fortschritt, vor allen Erfahrungen von Schuld und Verhängnis steht diese Zusage: Die Erde hat Bestand! Die Rhythmen der Natur stehen als Zeichen dafür, dass die Erde unser Lebensraum ist.

Diese Rhythmen bleiben bestehen, trotz Klimawandel, trotz digitaler Abkopplung von der sinnlichen Welt. Wir erleben sie an uns selbst: Nach dem Frühjahr meines Lebens kam der Sommer, nun bin ich im Herbst – eine schöne und klare Erinnerung an die (Gottes)Gabe meiner Lebenszeit.

Neulich fragen die Kinder, wann wir wieder zu den Hirschen fahren. Vielleicht bekommen wir es noch hin.

Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl

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Dr. Heinrich Springhorn
Pastor Dr. Heinrich Springhorn
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