An sieben Samstagen waren wir immer um sieben Uhr abends abwechselnd in unseren beiden Kirchen in Radenbeck oder Zasenbeck versammelt. Es kamen Leute aus unseren Dörfern, aber auch von weiter weg. Manche haben wohl länger im Auto gesessen, als dass sie in unseren Kirchenbänken zugebracht haben. Es gab keine Predigt, Kirchenorgel nur hier und dort. Dafür aber Harfenklänge, Flötentöne, Klaviermusik oder auch Streicher-Darbietungen.
Es waren Wolldecken-Konzerte, und das bedeutete eine Spielwiese für die Musikerinnen und Musiker. Bringt mit, was euch durch Kopf und Herz geht in dieser Passionszeit, in diesen Wochen vor Ostern. Betet mit Noten mit uns zusammen. Wir waren Gäste und lauschten neuen und alten Klängen. Es war gemütlich und berührend zugleich.
Die Passionszeit ist stiller, verhaltener, aber auch ernsthafter im Kirchenjahr als andere Zeiten. Wir erinnerten und vergegenwärtigten uns in den Konzerten das Leben Jesu, seine Leiden und seinen Tod, und dies ohne viele Wörter und Gedanken, sondern im Hinhören auf die Musik. Und trotzdem findet sich einfach keine Antwort auf die Frage, warum Jesus am Kreuz sterben musste. Sein Leid zu ertragen fällt schwer und sperrt sich in unserem Denken im Hinblick darauf, was denn daran gerecht oder richtig sein kann.
Nach den Konzerten standen wir bei Tee und Kaffee zusammen und plauderten. Die einen fanden einfach die Musik schön und wohltuend, die anderen betrachteten die großen Fotografien von Hermann Präger, die wir an einem Samstag in Radenbeck ausgestellt hatten und versanken dabei in Erinnerungen. Wieder andere verbanden die Leiden Jesu mit den verschiedenen Nöten unserer heutigen Zeit, mit den Opfern von Krieg und Terror. Wieder andere zeigten aus ihrem eigenen Leben Erlittenes und Verwundetes.
Gerade weil wir als Kirchen immer auch Stätten sichtbarer Nöte sind, weil wir mit Jesus Christus auch das Leid und das Sterben zeigen, darum traut sich manchmal jemand hervor und denkt sich, dass im Kirchraum auch die eigenen Schwächen und Abwege sein dürfen. Wir sprechen aus, wir hören zu, wir gehen in die Stille für einen Augenblick und richten am Ende den Blick auf Ostersonntag: Der, den ihr sucht, ist nicht hier!
Florian Herterich ist Pastor in Radenbeck, Zasenbeck, Knesebeck, Eutzen, Vorhop und Schöneworde
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