Mir ist wirklich nicht zum Lachen zumute. Die vierte Welle schlägt mir auf’s Gemüt. Um zum Sport zu gehen, muss ich mich testen lassen, weil ich noch keinen Termin für die Drittimpfung bekommen konnte. Unsere Arztpraxen sind voll bis obenhin mit Nachfragen und tun, was sie können; aber es reicht noch nicht für alle.
Um den anstehenden Ausflug mit der Jugendgruppe zu organisieren, muss ich mehr Corona-Vorschriften beachten, als ich Zeit brauche, um die eigentliche Unternehmung zu planen; die vierte Welle ist einfach lästig. An keiner Stelle können wir als Gemeinde verlässlich planen, weil sich innerhalb weniger Tage alle möglichen Umstände ändern können. Die Mitarbeitenden sind müde, Haupt- und Ehrenamtliche sind es leid, sogar in der Adventszeit auf bewährte Routinen verzichten zu müssen.
Die Spannungen zwischen Geimpften und Ungeimpften nehmen zu, immer mehr auch im Nahbereich. Das gegenseitige Verständnis, so es noch vorhanden war, schwindet zusehends.
Dazu kommt die dunkle und nasskalte Jahreszeit, in der ich mit weniger Licht, Luft und Weite auskommen muss. Nein, mir ist wirklich nicht zum Lachen zumute!
„Freue dich und sei fröhlich!“ (Sach. 2, 14) Gott sei Dank steht dieses Bibelwort über dem Dezember! Und dazu lasse ich mich gerne auffordern: Freude als eine Haltung, die sich nicht unterkriegen lässt. Freude, die nicht abhängig ist von spontanen Regungen und Reflexen, auch nicht von dem Gelingen oder Misslingen meiner Pläne und Wünsche. Freude, die sich nicht dem Missmut, der Depression und den Spannungen der Zeitgenossen unterordnet. Freude, die auch still sein kann: im Herzen, als Färbung der Gedanken, als Hoffnung für die Zukunft.
Ich möchte mich anstecken lassen von der weihnachtlichen Freude, auch wenn mir spontan danach nicht zumute ist. Gott kommt in unsere Welt – und ich bleibe in meinen kleinlichen Sorgen und Nöten verstrickt?! Das geht gar nicht!
„Fröhlich soll mein Herze springen, dieser Zeit, da vor Freud, alle Engel singen!“ dichtet Paul Gerhardt. Und weiter: „Die ihr schwebt in großem Leide, seht, hier ist die Tür zu der wahren Freude!“
Mir ist zwar nicht zum Lachen zumute, aber die Gottesfreude kommt trotzdem in unsere Welt. Und ich möchte ihr nicht im Wege stehen…
Der Gottesfreude befohlen, Ihr
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl