Zwei Professoren kommen miteinander ins Gespräch. „Wo liegt eigentlich der Himmel?“, fragt der Naturwissenschaftler beiläufig. „Weit, sehr weit weg – noch hinter dem Stern Sirius“, lautet die Antwort des Theologen. „So, und wie schnell ist Christus gen Himmel gefahren?“ Der Theologe wittert jetzt Gefahr und meint vorsichtig: „Wohl so schnell wie eine Kanonenkugel.“ „Dann fliegt er noch“, erklärt der Naturwissenschaftler nüchtern.
In dieser Anekdote aus dem 19. Jahrhundert kommen – mit einem Augenzwinkern – die Zweifel und Verlegenheiten zum Ausdruck, die Menschen mit der Himmelfahrt von Jesus haben. Ein heutiger Theologieprofessor würde natürlich anders antworten, etwa mit dem Verweis darauf, dass der Himmel als Machtbereich Gottes zu verstehen und überall um uns herum sei. So wie in der englischen Sprache, ‚sky‘ den sichtbaren Himmel bezeichnet, ‚heaven‘ aber die unsichtbare Machtzone Gottes.
Es bleibt dann jedoch die Frage, wie diese Machtzone zu erreichen ist. Vielleicht im Gottesdienst zu Himmelfahrt – zumindest mit einem kleinen Zeh. Oder im Gebet oder mit der sprichwörtlichen guten Tat? Der Himmel lässt sich jedenfalls nicht einfach räumlich von unserer messbaren Welt abgrenzen und wie eine weit entlegene Station im All erreichen – trotz aller Errungenschaften in der Raumfahrt. Es geht eher um einen inneren Zugang, eine geistliche Fahrt, um Jesus und Gott nahe zu sein. Die christlichen Mystiker haben daher Sätze formuliert wie: „Lasse den Himmel Raum gewinnen in deiner Seele.“ Auch wenn das nicht gerade leicht ist und eingeübt werden muss (fragen sie ihren örtlichen Pastor oder die Kirchenvorsteherin.): Was wäre, wenn Himmelfahrt für alle geht?
Christian Berndt ist Superintendent des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen
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