„Hast du dich auch schon eingedeckt? Mit Heizöl? Mit Feuerholz? Mit einer Balkon-PV-Anlage?“ Solche Fragen höre ich öfter. Und jedes Mal durchfährt mich ein leichter Schreck: Nein, ich habe mich noch nicht eingedeckt. Jetzt aber los! Sonst bin ich wieder einer der letzten, der nichts abbekommt – wie schon beim Klopapier…
Eindecken hört sich gemütlich an: Wie in einer kuscheligen Decke eingewickelt, schön warm, während es draußen stürmt und schneit, vielleicht sogar zu zweit, um gemeinsam die Wärme zu genießen.
Eindecken hört sich aber auch nach Kampfbereitschaft an: Soldaten decken sich mit Gerät und Munition ein, rüsten sich aus, um ins Feld zu ziehen.
Eindecken hört sich auch nach Abschotten an: Ich decke mich ein, um mich unabhängig zu machen, um den Gefahren der Zukunft zu trotzen und auf niemanden angewiesen zu sein.
Und wehe, ich habe es verpasst, mich rechtzeitig einzudecken. Dann bin ich nackt und bloß, unausgestattet und unausgerüstet, gefährdet und unvorbereitet.
Welches Eindecken herrscht bei Ihnen vor? Gehören Sie zu den Kuschel-Leuten, die die allseits befürchtete Energiekrise als Anlass zum Eindecken nehmen? Notfalls auch mit zwei Decken? Glückwunsch! Oder neigen Sie eher dazu, sich aus Versorgungsängsten heraus quasi militärisch für die Zukunft zu rüsten?
Es gibt noch ein anderes Eindecken, nämlich das eines Tisches, wenn man Gäste empfängt. Dafür gibt es eine jahrhundertealte Etikette: Wie Geschirr und Besteck zu legen sind, welcher Tischschmuck angemessen ist und wie sich der Gastgeber zu verhalten hat, in Wort und Tat.
Wie wäre es, wenn wie dieses Eindecken einübten und darin einander zuvorkämen? Kein Wettlauf um Öl, Gas und Holz, sondern ums Teilen und Einladen. Essen muss jeder, dann können wir es auch gemeinsam tun! Das hält unser Herz offen – und spart Energie!
Ich wünsche Ihnen kuschelige Herbstwochen.
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl
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