„Was für ein Tohuwabohu!“ denke ich manchmal, wenn ich die Zimmer meiner Kinder sehe. Auf meinem Schreibtisch sieht es oft nicht anders aus: ein Chaos, bei dem ich den Überblick verliere! Und im Terminkalender kann ich oft meine eigene Schrift nicht entziffern.
Irgendwann kommt dann das Aufräumen: Die Kinder müssen in ihre Zimmer und zumindest die Wege zum Bett und zu den Fenstern freiräumen, all die Blätter und Zettel auf dem Schreibtisch werden abgearbeitet oder zumindest wiederfindbar sortiert und die Kritzeleien im Terminkalender kommen in Reinschrift.
Der Wunsch, Ordnung in das Chaos zu bekommen, ist uralt. Zu Beginn der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Die Erde war wüst und leer.“ Im Hebräischen steht dort „tohu wa bohu“. Und dann beginnt Gott mit seinen Schöpfungswerken, die Ordnung in das Chaos bringen. Licht und Finsternis werden voneinander geschieden, Tag und Nacht, Land und Wasser. So entsteht eine Grundordnung, in der sich alles weitere Leben entwickeln und entfalten kann.
Beim Blick in das Zeitgeschehen denke ich dasselbe: Was für ein Chaos! Die Friedensbewegten von gestern fordern heute die Lieferung schwerer Waffen in ein Kriegsgebiet und für morgen die Bereitschaft der Bundeswehr zur Territorialverteidigung – was auch immer das heißen mag. Aktionismus überall. Wir brauchen aber vor allem Perspektiven, um aus dem Chaos von immer mehr Krieg herauszukommen.
In der Schöpfungsgeschichte werden die Maßstäbe dafür aufgezählt: die Schaffung einer Ordnung, in der alle leben und sich entfalten können – auch die beiden derzeitigen Kriegsgegner.
Was für die Kinderzimmer und Schreibtische dieser Welt gilt, gilt wohl überall: Das Chaos schleicht sich immer wieder ein. Zugleich sind aber Ordnung, Frieden und Wege in die Zukunft möglich. Und manchmal brauchen wir dafür den Geist Gottes.
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Sprakensehl und Hankensbüttel
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