Stellt Euch ein Bild vor: Vorne kann man lauter schöne Blumen sehen – Sonnenblumen, Margeriten, Lupinen. Und dahinter in der Mitte sind Vogelhäuschen. Ich hab‘ mir vorgestellt, die könnten sprechen. Ach, wie soll das denn gehen, denkt ihr, die haben doch gar keinen Mund! Nein, haben sie nicht, aber jedes Häuschen hat vorne ein rundes Flugloch, und damit könnten doch die Häuschen sprechen, finde ich. Und was würden die wohl zueinander sagen?
„Wir sind Vogelhäuschen“, würden sie sagen. „Wir stehen im Garten zwischen den schönen Blumen auf Holzpfählen fest und sicher. Wir stehen auf den Pfählen höher als die Blumen. Da staunt ihr! Dann kann man uns nämlich sehen.“ Sowas könnten die Häuschen sagen.
Aber dann kommt ein weiteres Häuschen dazu. Es ist schmaler als die anderen, auch sein Flugloch ist kleiner als das der anderen. Da gucken die anderen Vogelhäuschen hämisch. „Was bist du denn für ein Haus!“ Und sie lachen das Haus ganz schön aus. „Du hast ja gar keinen Pfahl! Wie willst du denn in unserem schönen Blumenbeet stehen, wie? So schmal und keinen Pfahl zum Draufstehen. Ha ha ha.“ So lachen die anderen. Und das weiße Häuschen wird ganz traurig. „Stimmt, ich hab keinen Pfahl. Ich bin nicht so wie die anderen. Einer von denen hat sogar eine Vogelterrasse und ein Schild, wo drauf steht ‚Café‘. Sowas Tolles hab ich nicht.“ Denkt sich das Häuschen.
Aber da kommt ein kleiner gelber Vogel angeflogen. Er guckt und sagt vielleicht: „Schau an, ein Haus ohne Pfahl. Aber! Oben auf dem First, auf der Dachspitze, da ist ein große Öse. Wir binden einfach ein gelbes Band dran, und dann können wir das Häuschen einfach an einen Baumast binden.“ Und das haben sie gemacht, und jetzt ist das Häuschen auch ohne Pfahl mitten unter den anderen Vogelhäuschen. Alle staunen, wie prima das Häuschen doch zu ihnen passt, wie schön es den freien Platz unter ihnen füllt, wie schön es aussieht und dass es bitte bleiben soll. Das macht das Häuschen sehr glücklich.
Es denkt sich still, wie wunderbar das ist, wenn man ganz anders ist als die anderen, aber trotzdem aufgenommen wird, mitmachen kann und sich am Ende alle darüber freuen. Es blickt zur Seite auf das türkisfarbene Häuschen, das hinter der Sonnenblume auf seinem Pfahl steht. Es guckt genau hin, dann raunt es plötzlich: „Hej, deine Bretter sind ja quer! Wie sieht das denn aus? Quere Bretter sehen komisch aus! Guck mal auf die andere Seite! Da haben alle die Bretter längs. Längs! Nicht quer!“ Und das türkisfarbene Häuschen seufzt: „Jetzt hör bloß damit auf!“ Amen.
Florian Herterich ist Pastor in Radenbeck, Zasenbeck, Knesebeck, Eutzen, Vorhop und Schöneworde
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