Im Studium habe ich mich leidenschaftlich gerne mit Philosophie und Theologie befasst, besonders mit der Gotteslehre. Wie kann ich Gott denken? Welche Begriffe sind angemessen? Für mich als Christ waren und sind diese Themen grundlegend: Glauben und Denken gehören für mich zusammen.
Die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes ist unser einzigartiges christlichen Erbe. Sie sorgt für Gesprächsstoff in der Begegnung mit unseren Schwesterreligionen, dem Judentum und dem Islam. Für inspirierenden Gesprächsstoff, wie ich meine.
Der Sonntag heute heißt Trinitatis und erinnert an die Dreifaltigkeit Gottes. Als ich Konfirmand war, versuchte der Pastor uns mühsam diese Lehre beizubringen, völlig erfolglos. Wie sollte man auch „drei in eins“ und „eines als drei“ zusammenbringen? Diese Gedanken erschienen mir damals als sinnloses Gerede. Eine Lehre, die besser Leere hieße. Und dabei entstand sie einst als Ausdruck der Lebendigkeit Gottes.
Es hat drei Jahrhunderte gedauert, bis die christlichen Theologen lernten, die Wirkungen Gottes in der Welt zusammenzudenken: Gott als Schöpfer der Welt, der über und vor allem steht, Gott in Jesus Christus, der damals lebte und doch heute mein Bruder ist, und Gott im Heiligen Geist, der uns Heil, Heilung und Zukunft gibt.
Mir hat im Studium ein Satz von Augustinus die Augen geöffnet: „Gott ist vom Größten nicht zu umfassen und im Kleinsten enthalten.“ Für mich ist das der Kern der Dreifaltigkeitslehre: Gott ist über mir und vor mir, aber auch in mir. Gott war in Jesus Christus und ist zugleich an meiner Seite. Gott ist der ganz Andere und Fremde, aber auch der Zugewandte und Nahe.
Lasst uns diesen Tag, der an das dreifaltige Leben Gottes erinnert, als Einladung nehmen, um fröhlich und experimentierfreudig über die Größe und Weite Gottes nachzusinnen, der doch zugleich in der Mitte meines Herzens ist.
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl
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