Nein, von Verschwörungstheorien halte ich nicht viel und von Weltuntergangsfantasien auch nicht. Wenn die Propheten unserer Tage in der großen Zahl von Krisen oder meinetwegen auch in der aktuellen Corona-Lage Zeichen dafür entdecken wollen, dass das Ende der Welt nah herbeigekommen sei, dann bin ich zunächst skeptisch.
Krisen und Kriege und Epidemien hat es schon immer gegeben, und so manches davon ist gewiss schlimmer gewesen als das, was wir so erleben. Was beileibe nicht heißen soll, dass unsere heutigen Probleme allesamt nur Kinkerlitzchen wären. Es steht ernst um die Welt, das weiß ich auch.
Jetzt, Ende November, geht es in unseren Gottesdiensten um die letzten Dinge, also um das Ende der Welt und was danach kommt. Und natürlich sind die biblischen Texte voll von Warnungen und Mahnungen. Zum Beispiel das Evangelium an diesem Sonntag, dem Ewigkeitssonntag (Matthäus 25). Es handelt davon, dass eine Gruppe Jungfrauen den Bräutigam erwartet und die eine Hälfte nicht gut darauf vorbereitet ist. Als er dann da ist, ist es zu spät: Sie werden vom Fest ausgeschlossen.
Die Mahnung ist ziemlich leicht zu verstehen: Seid vorbereitet auf das Ende, es kann jederzeit soweit sein. Und wer dann zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Den ersten Christen waren solche Warnungen wichtig. Sie lebten in der ständigen Erwartung, im nächsten Moment schon könne alles Irdische vorbei sein und der Himmel breche an. Das hat sich im Lauf der Jahrtausende seitdem durchaus geändert. Wir rechnen meist damit, dass es noch ein Weilchen dauern wird, bis die letzte Posaune erklingt und Jesus uns holt. Deshalb haben die meisten von uns eher Vorbehalte gegen die Ankündigungen der Weltuntergangspropheten – ich glaube, mit guten Gründen. Denn zu oft geht es in den düsteren »Vorhersagen« um einen anderen Profit, nämlich die Leute zu verunsichern.
Die Bibel mit ihren Geschichten vom nahen Ende will nicht verunsichern, im Gegenteil: sie will uns stärken. Es geht ihr übrigens auch weniger um den Untergang dieser Welt als um den Aufgang einer neuen Welt. Und bis dahin, so ist die Forderung, sollen wir am Ball bleiben und nicht einschlafen: »Lasst eure Lichter brennen!« Ein Bild, das in der Bibel oft verwendet wird. Unsere Sache ist nicht die Dunkelheit, sondern das Licht. Wir sollen nicht den Untergang predigen, sondern was man ihm entgegensetzen kann.
Die Lichter, die wir gerade in der dunklen Jahreszeit entzünden, sind ein Sinnbild dafür. Sie erzählen in diesen Tagen davon, dass mit dem Tod nicht alles aus und vorbei ist, sondern dass uns ein neues Leben blüht. Und in den nächsten Wochen des Advents stehen sie für Gottes Zuneigung, die darin greifbar wird, dass Jesus in die Welt gekommen ist.
Dieses Licht soll die Welt erfüllen, dieses Licht soll die Schatten von Angst und Furcht vertreiben. Dieses Licht sollen wir brennen lassen.
Karsten Heitkamp ist Pastor in Groß Oesingen & Steinhorst
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