Vierzig Tage nach Ostern, immer an einem Donnerstag, feiern wir die Himmelfahrt Jesu Christi. Im Neuen Testament wird die Geschichte so erzählt: Nach Jesu Auferstehung war Jesus 40 Tage lang mit seinen Jüngern zusammen. Gleich im ersten Kapitel der Apostelgeschichte heißt es dazu, dass Jesus sich den Aposteln „als der Lebendige“ gezeigt habe, „und redete mit ihnen vom Reich Gottes“.
An Himmelfahrt kehrt der Sohn Gottes zu seinem Vater zurück. In der Apostelgeschichte wird das so erzählt: Nachdem Jesus mit ihnen noch einmal gesprochen und ihnen die Kraft des Heiligen Geistes verheißen hatte, wurde er „aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“. Ähnlich berichtet der Evangelist Lukas: Jesus segnete seine Jünger noch einmal. „Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“
Am Ende der Geschichte heißt es: „Und als sie ihm nachsahen, da traten zwei Männer zu ihnen. Diese sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel?“ (Apostelgeschichte 1,10-11a)
Diese Szene erinnert mich an meinen Vater. Der sagte bei unseren Spaziergängen an der See: „Kinder, bleibt doch mal stehen und atmet tief ein. Ist das nicht herrlich! Diese Luft.“
„Bleibt doch mal stehen und atmet tief ein“ – das ist eine wirklich gute Aktion gewesen von meinem Vater. Egal wo ich bin, ich bleibe gern stehen und atme ein. Und gerade im Mai, wenn man nach einem erfrischenden Regenschauer im Wald spazieren geht, da kann man den Atem von Wald und Boden in sich aufnehmen.
Sich davon durchströmen lassen. Und dann spürt man, wie intensiv und schön atmen sein kann. Wie belebend und wohltuend bewusstes Atmen ist.
Atmen tut gut. Atem braucht nicht nur der Körper.
Atmen hilft auch der Seele. Vor allem dann, wenn mich etwas belastet, dann atme ich tief durch und das tut gut. Atem ist Leben, ist Seele, ist Geist. Atem ist eine belebende Kraft. Im Hebräisch der Bibel gibt es nur ein Wort dafür: „ruach“. „Ruach“ meint Atem, Seele, Leben, Geist, Heiliger Geist, von Gott gegeben. Nun, die Männer von Galiläa sind erschrocken, erstaunt, sprachlos, als Jesus von ihren Augen verschwindet. Aber sie spüren noch seinen Geist um sich herum. Jesus hat sie mit der Kraft des Atems Gottes gesegnet. Die Männer von Galiläa spüren die „ruach“ Gottes in und um sich herum.
Ich finde, es lohnt sich, immer mal stehenzubleiben und sich vom Atem durchströmen zu lassen.
Es lohnt sich, innezuhalten und diesem Wort: „ruach“, Leben, Atem, Geist, Heiliger Geist, der auch mich durchströmen und beleben kann, nachzusinnen.
Christina vom Brocke ist Pastorin in Knesebeck
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