Hannah ist unterwegs. Vom einen Dorf zum nächsten. Viel geht ihr durch den Kopf. Hatte sie an alles gedacht? Hatte sie vielleicht etwas vergessen? Hatte sie sich um alles gekümmert? Hatte sie alles richtig gemacht? Oder hatte sie jemanden enttäuscht? Die Gedanken verdichten sich wie dicker Nebel. Eine innere Last macht ihre Glieder schwer.
Es ist schon dunkel. Die Scheinwerfer ihres Autos beleuchten den ausgefahrenen Feldweg. Wie zufällig hebt sie einmal kurz den Blick. Die Nacht ist sternenklar. Und keine Straßenlaterne weit und breit. Sie bremst, schaltet den Motor aus und macht den Scheinwerfer aus.
Sie steigt aus und tritt hinaus unter das Sternenzelt. Ein atemberaubender Anblick. Unzählige Sterne breiten sich über ihr aus. Vom einen Ende des Himmels bis zum anderen. Je länger sie schaut, desto mehr Sterne kommen zum Vorschein. Ehrfürchtig genießt sie den Anblick.
In der Bibel gibt es die Geschichte von Abraham, auch er war unterwegs. In ein neues Land. Mit allerlei Vieh, Knechten und Mägden und seiner Frau Sara. Er musste sich um vieles kümmern und trug für sie alle die Verantwortung. Und doch wusste er nicht, was kommt. Er machte sich große Sorgen um die Zukunft. Wer sollte sich um alles kümmern, wenn er einmal nicht mehr war? Denn ein Kind hatte er leider nicht.
Da sprach eines Nachts Gott zu ihm: „Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!“ Abraham glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. (1. Buch Mose 15,5f)
Gott sagt zu Abraham: Vertraue darauf; was ich vorhabe, kannst du nicht ermessen. Es ist weiter und größer als alles, was du dir vorstellen kannst. Das kannst du nicht immer sehen. Am Tage sind die Sterne verborgen. Und doch umgeben sie dich zu jeder Zeit. So zahlreich wie die Sterne sollen deine Nachkommen sein.
Und Abraham kann es nicht verstehen. Doch er schenkte Gott sein Vertrauen. Was Gott mit ihm vorhat, übersteigt seine Vernunft. Er kann es nicht fassen. Doch das muss er auch nicht.
Hannah geht diese Geschichte durch den Kopf, als sie da auf dem Feldweg steht. In der Nacht. Und über ihr die unzähligen Sterne. Die schweren Gedanken lichten sich ein wenig. Was ist, dachte sie, wenn Gott auch mit ihr etwas vorhat? Auch wenn sie es nicht immer sehen oder verstehen kann? Etwas, das über ihren Verstand hinaus geht? Über sie selbst hinaus geht? Gott ist größer, als alles, was sie denken kann. Gott umhüllt sie, wie die Sterne. Bei Tag und bei Nacht.
Esther Staak ist Pastorin in Brome-Tülau
Alle AnsprechpartnerInnen in unseren Gemeinden finden Sie hier.