In diesen Tagen und Wochen wird viel von Frieden geredet, Frieden in der Welt, in unseren Häusern und Familien. Und das ist gut so, weil Kampf und Streit im Großen wie im Kleinen zunehmen. Jeder will Recht behalten und seine Interessen durchsetzen. Viele sind bereit, dafür auch Gewalt anzuwenden, sei es mit Worten oder Taten. Warum ist Friede so schwierig? Wo doch allerorts die Zunahme des Unfriedens beklagt wird?
Psychologen sprechen von Externalisierung. Der Streit beginnt in uns selbst. Ich bin mit mir uneins und reibe mich an meinen Schwächen. Einmal möchte ich dieses erreichen und mache die Erfahrung, dass ich es nicht kann. Dann möchte ich jenes erreichen und mache dieselbe Erfahrung. Oder ich erreiche nur einen Teil davon und ärgere mich über den verfehlten Rest. Ich werde unzufrieden, mürrisch und zänkisch.
Wenn ich die Schwächen des anderen sehe und kritisiere, fallen mir meine eigenen nicht mehr auf. Die Energien, die durch meine innere Unzufriedenheit gebunden waren, fließen in den äußeren Streit. Von mir selbst entlastet und im Wonnegefühl des Rechthabens kann ich herrlich herumstreiten.
Wie auch immer der Streit ausgeht: am Ende bin ich wieder mit mir allein. Und habe zusätzlich zu meiner inneren Unzufriedenheit auch noch eine gestörte Beziehung nach außen. Jetzt könnte das stattfinden, was die Bibel Buße und Umkehr nennt, nämlich die Einsicht in fehlgeleitete Energien des Handelns. Doch allzu oft verstärkt sich die Streitspirale noch und ich renne immer weiter in den Unfrieden hinein.
Es bleibt wohl dabei: Wir müssen immer wieder vom Frieden reden, nicht nur in diesen Tagen und Wochen. Vom Frieden, der in unseren Herzen beginnt. Die Bibel nennt das Vergebung und Versöhnung, die Früchte einer Umkehr des Herzens. Lasst uns lernen, unser unvollkommenes Leben anzunehmen. Gott hat es doch auch getan!
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl
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