„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1)
Ein Prophetenwort, das vollmundig daherkommt: „Mache dich auf, werde licht.“ Dieses Wort galt lange vor unserer Zeit den Menschen in Jerusalem. Jahrzehnte davor war dort unter dem Ansturm feindlicher Truppen alles zerstört worden. Nun sollen die Nachfahren der einstigen Bewohner, die damals ins Exil nach Babylon verschleppt worden waren, zurückkehren. Endlich wird wieder alles gut: Jerusalem soll wieder hell leuchten.
Aber: Wo Licht ist, gibt es auch Schatten: „Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.“ (V.2a) Jerusalem ist alles andere als ein Ort, in den man fröhlich heimkehrt. Überall Chaos und Zerstörung. Doch die Botschaft des Propheten ist eindeutig: er erinnert an den Beginn der Schöpfung, als Gott mitten in die Finsternis sein schöpferisches Wort: „Es werde Licht“! gerufen hatte. (1Mose 1,3) So wie damals durch das Licht Ordnung ins Chaos kam, so soll jetzt Gottes aufgehende Herrlichkeit hell strahlen und Frieden, Gerechtigkeit und ein Ende allen Leides bringen.
Noch ist Jerusalem vom Krieg zerstört. Aber Gott wird mit seinem heilenden Licht in das Dunkel von Angst, Leid, Not und Tod kommen und dieses Dunkel, dieses Chaos, beenden. Dafür bleiben die Worte des Propheten eine mahnende Erinnerung und sie weisen zugleich über sich selbst hinaus.
In diesen Wochen strecken wir uns nach dem Licht und dem Heil Gottes für uns und unsere Welt. So manches Geschehen unserer Zeit erinnert uns an das Chaos und die Ängste in längst vergessenen Geschichten. Unsere Kerzen sind Lichter der Hoffnung: Christus wird zur Welt kommen - mitten in die Finsternis und ins Chaos eines kleinen unscheinbaren Ortes. Mitten auch in unser Leben und in unsere Dunkelflauten. Unsere Kerzen werden wieder verlöschen, das Licht der Herrlichkeit Gottes, die neu über uns aufgegangen ist – dieses Licht wird bleiben. Alte Texte erinnern uns daran; das wollen wir feiern, wenn wir Kerzen anzünden und vertraute Lieder singen.
Helmut Kramer ist Pastor in den verbundenen Kirchengemeinden Brome-Tülau und Ehra
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