Andacht zum Freitag

24. April 2020

Vor ein paar Tagen zog ich eine Jacke an, die ich länger nicht mehr getragen hatte, Kurz darauf fuhr ich mit der Hand in die Jackentasche – und da war etwas in der Tasche: Eine Kastanie. Eine Kastanie vom letzten Herbst.  Ich muss dazu sagen: Ich stecke mir gerne im Herbst Kastanien in die Taschen und trage sie dann lange mit mir herum, weil man mit den Händen so schön daran reiben kann. Jetzt hielt ich diese Kastanie vom letzten Jahr in der Hand. Sie war immer noch schön glatt. Und ich dachte: Eine Kastanie aus einer Zeit, als es noch keinen Virus gab, als man bei dem Wort Corona noch an eine mexikanische Biersorte dachte. Die Kastanie kam mir vor wie eine Botschaft aus einer anderen Welt, wie eine Flaschenpost aus der Vergangenheit. Und ich denke jetzt daran, was sich alles verändert hat in den vergangenen Wochen. Die Welt, wie sie davor war, ist wie abgetaucht.  Bin ich noch verbunden mit dieser Vergangenheit? Na klar. Und ich merke, dass mir genau dies jetzt wichtig ist: verbunden zu sein mit der eigenen Geschichte, mit dem Fluss der Zeit. Diese Verbundenheit hilft mir gegen die Panik, die mich manchmal erfasst. Und ich beginne, nach neuen Botschaften zu suchen, die ich jetzt in den Fluss werfen kann. Eine Flaschenpost in die Zukunft. Was steht in Ihrer Flaschenpost?

Dr. Ulrich Lincoln ist Propst in der Evangelisch-Lutherischen Propstei Vorsfelde

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Propst Dr. Ulrich Lincoln

Ev.-luth. Propstei Vorsfelde

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