Schoschana Ovitz ist im vergangenen Sommer 104 Jahre alt geworden. Sie hat sich für diesen Geburtstag etwas Besonderes ausgedacht: Zusammen mit etwa 400 Kindern, Enkeln, Ur- und Ururenkeln feierte sie ihren Geburtstag an der Klagemauer des Tempels von Jerusalem.
Oft sehen wir diese Mauer im Fernsehen und erkennen, wie Menschen vor ihr beten und kleine Zettel in die Mauerritzen stecken. Auf diesen Zetteln stehen Klagen, Dank oder Bitten an Gott.
Frau Schoschana will nicht klagen. Sie und ihre große Familie wollen Gott danken und loben. Als junge Frau musste sie im Konzentrationslager Auschwitz Schlimmes erdulden, ihre Mutter hat es nicht überlebt. Später konnte Schoschana aber eine große Familie gründen und hat den reichen Segen Gottes erfahren. Deshalb will sie den Gott feiern, der sie bis heute getragen hat und trägt.
Oft rätseln wir darüber, warum Gott Böses zulässt. Wir fragen nach dem „Warum?“ – und erhalten keine Antwort. Die Geschichte der Schoschana lehrt uns: Man kann Schritte wagen über das Böse und über das Rätsel hinaus. Wir dürfen das Leben feiern, denn Gott ist größer als jeder Schmerz. Wer Gott loben kann, bietet dem Bösen die Stirn – auch in Zeiten von Corona.
Matthias Rothkirch ist Pfarrer in Kästorf-Warmenau
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