Verheißungen
Jesus spricht: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. (Aus Lukas 11,5-13)
Es fällt oft nicht ganz leicht, andere zu bitten. Es muss also schon ein ernsthaftes Anliegen sein, wenn ein Mann seinen Freund um Mitternacht um drei Brote bittet, wie in unserem Text. Gastfreundschaft ist eben heilig, und das nicht nur im Vorderen Orient. Umso verblüffender ist, dass der Freund sich erst verweigert. Dann aber gibt er dem „unverschämten Drängen“ nach.
Die Beispielgeschichte soll verdeutlichen, wie es ist, wenn wir eine Bitte an Gott richten: Auch da ist manchmal „Drängen“ notwendig. Es geht also – wie kann es am Sonntag Rogate anders sein – um das Beten.
Die nun folgenden Sätze wählen viele Konfirmanden als ihren Spruch. Es ist ja auch wirklich eine große Zusage: „Bittet, so wird euch gegeben; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Sicher verstehen die Konfirmanden gut, dass es beim Beten nicht nur um Materielles geht. Freundschaft und Liebe sind ihnen wichtig, Familie, Gesundheit, Glücklichsein.
Es wird aber leicht übersehen, dass unsere kleine Geschichte vom Mann, der Besuch bekommt, von einer Bitte für andere, für seine Gäste, erzählt. Beten sollte nicht nur ein Bitten für sich selbst sein. Es hat immer etwas mit Beziehungen zu tun: Beziehung zu Gott und zum Nächsten. Reden mit Gott ist nicht herausgehoben aus den alltäglichen Begegnungen.
Beten kann man überall und ständig. Da ist das Beten am Morgen oder zur Nacht, das Stoßgebet oder das Beten zu Tisch oder auch im Gottesdienst. Beten recht verstanden sollt das Leben ständig begleiten. Heilige in der russischen Legende kennen das Herzensgebet, das dauernd bei allen Verrichtungen mit immer gleichem kurzem Test im Herzen mitschwingt. Also: Keine Angst vor der Routine! Das gilt auch für das Tischgebet.
Kommen wir auf den Anfang zurück: Warum fällt das Bitten oft so schwer? Liegt es vor allem daran, dass wir einen Mangel, ein Unvermögen zu geben müssen? Hat Beten also etwas mit Zugeben von Schwäche zu tun, mit dem Eingeständnis, nicht alles aus sich selbst schaffen zu können? Unser Text ermutigt uns zur rechten Sicht auf uns selbst und unsere Möglichkeiten.
Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass uns unsere Wünsche erfüllt werden, wie wir sie äußern. Manchmal wird uns schon beim Beten klar, dass da etwas nicht stimmt. Manchmal erfahren wir erst später, dass Gott es gut mit uns gemeint hat. Manches bleibt uns aber auch unverständlich, und wir können Gott nur bitten, uns dabei zu helfen, die Last zu tragen, die er uns oder anderen aufgibt.
Dietrich Bonhoeffer schrieb: „Gott erfüllt nicht alle Wünsche, aber alle Verheißungen.“ Wenn wir uns an Gott halten, ist er mit uns in allen Lebenslagen, wird die Hoffnung nicht sterben, werden wir Segen sein und Segen bekommen.
Monika Krösche ist Pastorin in Hankensbüttel
Diese Andacht erschien am 16. Mai 2020 als Wort zum Sonntag im Isenhagener Kreisblatt.
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