So intensiv wie in den letzten Tagen habe ich wohl nie in meinem Leben meine Hände gewaschen. Meine Haut scheint dünner geworden zu sein. Buchstäblich und sprichwörtlichen. Ich bin empfindsamer geworden – nicht nur für mich oder die Menschen, die mir nahe sind. In meinem Umfeld Menschen, die in häusliche Quarantäne waren – auch wenn die vermutete Ansteckung sich glücklicherweise nicht bewahrheitet hat.
Was vor wenigen Wochen noch unendlich weit entfernt schien, ist mir plötzlich bedrückend nahegekommen. Vieles bereitet Sorgen und macht Angst. Die Sicherheit des Gewohnten hat Risse bekommen.
In der Krise spüre ich neben aller Sorge auch etwas anderes. In mir wächst ein Stück Gelassenheit.
Beim Frühstück blicke ich aus dem Küchenfenster. Auf der Dachrinne des Vorbaus ein Singdrosselmann, der sein Weibchen mit lautem Gesang umgarnt. Ich habe die beiden noch nie gesehen. Unter einer Dachziegeln haben sie ihr Nest gebaut. Die Sperlinge des letzten Jahres sind einige Ziegeln weitergezogen. Völlig unbeeindruckt von der Corona-Pandemie. In einigen Wochen werden wir das Tschilpen der geschlüpften Küken hören. Das Leben nimmt einen neuen Anfang.
In diesen Tagen habe ich die Herrenhuter Losungen neu entdeckt. Heute lese ich dort: „Der HERR deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes“ (Psalm 27,5). In diesem Vertrauen lassen Sie uns leben.
Andreas Salefsky ist Pastor im Ruhestand
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