Alte gesellschaftliche Mechaniken kommen wieder hoch: Wird von einem ganzen Volk, oder schlimmer noch, gleich mehreren Völkern die Gegenwart als krisenhaft bewertet und für die Zukunft eine eher pessimistische Stimmung laut, so wird in sich steigernder Intensität der Wunsch laut, es möge einfachere Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit geben.
Einfachere Lösungen, klarere Entscheidungen von möglichst wenigen Leuten, von deren Weisheit und Weitblick dann alle profitieren, damit wieder alles besser wird. Als viele Menschen auf einen Propheten, Anführer und König gehofft haben, kam ein Kind. Als viele die Revolution erwartet haben, kam ein Friedefürst. Als die Meinung war, dass jetzt die alten Gesetze alle über den Haufen geworfen werden, da sagte Jesus, dass er gar nicht gekommen sei, um religiöse Gesetze abzuschaffen, sondern um sie zu erfüllen.
Würde Jesus heute einen social-media-Kanal betreiben? Hätte er follower und likes auf instagram oder tiktok? Würde er mit einem Segelschiff zur UNO segeln, weil er keinen Sprit verbrauchen will und weil er in einer Rede "how dare you?" rufen möchte? Würde Jesus nach einem Attentat auf sein Leben und umringt von Leibwächtern als erstes eine geballte Faust heben? Nach einem Gastbeitrag für eine Zeitung brauche ich Sie darum nicht fragen, weil Jesus sowieso nicht schreiben konnte.
Aber Jesus konnte mit nur 12 Jahren auf die Frage, warum er von seinen Eltern wegläuft und dann in einem Tempel auftaucht, eine klare Antwort geben. Er sei im Haus seines Vaters. Darin geht es nicht um Jesus selber oder seine Mission, sondern um den Vater, wie Jesus ihn nennt. Und Jesus redet dann in seinem weiteren Leben noch oft von diesem Vater und wenig von sich selbst.
Es geht ihm um Wahrheit, nicht um seine eigene Meinung, um Rettung, nicht Karriere, um die Menschen und nicht um sich selbst. Und was Jesus über seinen Vater berichtete, das sind diese Dinge, die zu Weihnachten und jetzt in den Wochen danach gemeint sind, wenn es heißt: "Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon." (1. Joh 2,8b)
Florian Herterich ist Pastor in Radenbeck, Zasenbeck, Knesebeck, Eutzen, Vorhop und Schöneworde
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