Sonntag mit dem Rabbi

Nachricht 07. September 2022

RegionsRadtour im Südwesten

Raus aus der eigenen Gemeinde, andere Orte und andere Menschen kennenlernen – das ist die Grundidee regionaler Radtouren. Dazu hatten Pastorin Birgitt Pusch-Heidrich und Pastor Tilman Heidrich die Region Südwest des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen eingeladen, zu einem Ausflug in die Orthodoxe Jüdische Gemeinde Wolfsburg und das ehemalige Dorf Sandkamp, Teil der Michaelisgemeinde Fallersleben-Sandkamp.

„Das Judentum eben mal so schnell kennenlernen, das funktioniert natürlich nicht“, stellte Tilman Heidrich in der Andacht klar, die den gemeinsamen Nachmittag eröffnete. So konnten die einführenden Erläuterungen Heidrichs und auch der gemeinsame Besuch bei Rabbiner Yakub Yosef Harety aber doch erste Anregungen dafür geben, sich mit dem mit dem Judentum intensiver zu befassen.

Denn es gibt Gemeinsamkeiten der jüdischen und der christlichen Religion. Zum einen ist das das Alte oder auch Erste Testament, das weitgehend identisch mit der Hebräischen Bibel ist. Der Shabbat als siebter Tag der jüdischen Woche ist der Ruhetag, der dem Beisammensein mit der Familie und mit sich selbst dient, wie Harety erklärt. „Sie dürfen am Shabbat atmen, aber exakt 39 Arbeiten dürfen Sie nicht tun.“ Dazu gehören kochen, Strom nutzen, auch Handy, Fernsehen und Disko sind tabu. „Du sollst nach innen schauen, der Shabbat ist eine Insel, auf der Du Rechenschaft ablegst für dein Tun, für deine eigene Seele und anderen Gutes tust.“ Der Auftakt zum heiligen Ruhetag ist ein ritualisiertes Essen in der Familie, mit gefülltem Fisch, Brot und Wein. „Brot und Wein, das macht ihr doch auch, das habt ihr von uns!“, schlussfolgert der Wolfsburger Rabbiner.

Die Orthodoxe Jüdische Gemeinde hat rund 70 Mitglieder, die meisten davon kommen aus der ehemaligen Sowjetunion. Gebete spricht sie auch heute noch auf hebräisch, die Kippa als Kopfbedeckung männlicher Juden ist obligat. Auch für Christen, die eine Synagoge betreten. Und so tragen die Männer und Jungen der 40 Radtour-Ausflügler:innen aus den Gemeinden Fallersleben-Sandkamp, Mörse und Ehmen eine Kippa oder mindestens ihre eigene Kopfbedeckung. Denn wer zu Gott betet, muss seine Haare bedecken, besagt das jüdische Gesetz. Zumindest die Männer müssen es.

Spätestens seit dem rechtsextremistischen Anschlag auf die Synagoge von Halle vor knapp drei Jahren fühlen sich Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland wieder real bedroht. „Dieser Austausch heute ist ganz wichtig“, bedankt sich Harety bei seinen Besucher:innen. „Der Antisemitismus lebt immer noch und Rassismus und Judenfeindlichkeit nutzen immer dieselbe Methode.“ Man hasse etwas, das man nicht kenne, worüber man nichts wisse.

Kaffee und Kuchen, eine Führung durch den alten Rundlings-Ortskern Sandkamp mit dem Vorsitzenden des dortigen Kulturvereines, Martin Söldner, und ein leckeres Picknick im Pfarrgarten in Fallersleben rundeten den gemeinsamen Sonntagnachmittag ab. „Im Vergleich zum jüdischen Shabbat sind unsere Sonntage als Christ:innen ziemlich dröge“, hatte Tilman Heidrich die Ausflüger:innen wissen lassen, bevor alle wieder auf ihre Räder stiegen. Das kann man von diesem Sonntag nicht sagen, es war eine sehr gelungene gemeinschaftliche Aktion.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis

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Pastorin Birgitt Pusch-Heidrich
Friedrich-Mumme-Straße 2
38442 Wolfsburg
Tel.: 05362 4502

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Pastor Tilman Heidrich
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