Bilder95Thesen: Reformationstag mit Ausstellungseröffnung
Ein Blatt Papier – damit begann die Reformation im Jahr 1517. Darauf standen 95 Thesen, die die Kirche der damaligen Zeit erneuern sollten und das Christentum in verschiedene Konfessionen aufspaltete. „Ganz unscheinbar mit ein Blatt Papier. So ist es oft: Ganz unscheinbar beginnen soziale Bewegungen“, erläuterte Propst Ulrich Lincoln am Reformationstag in der Wolfsburger Christuskirche. Mit Superintendent Christian Berndt hatte er dazu eingeladen, die Ausstellungseröffnung der Stadtkirchengemeinde ‚Bilder95Thesen‘ gemeinsam zu feiern.
Aus Luthers Blatt Papier hat der Künstler Henning Diers ein monumentales Bildwerk geschaffen, das bis zum 25. November in der Christuskirche ausgestellt ist. 95 Bilder in 95 Wochen hat Diers gemalt und collagiert – mit einer auf drei Farbtöne reduzierten Farbpalette jede einzelne These in ein Bild übersetzt, das in der Gesamthängung einen Kirchenraum darstellt. „Ich muss 95 Wochen durchhalten, ausfallen darf ich nicht“, hatte sich Diers gesagt. Denn was er in der ersten Woche des Jahres 2016 begann, sollte zum 500jährigen Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 fertiggestellt sein.
Das Gesamtbild hat auch Diers selbst erst wenige Tage vor der ersten öffentlichen Ausstellung zu sehen bekommen, bis dahin existierte es nur in seiner Vorstellung. Immer wieder bezog er nicht nur andere Menschen in die Gestaltung seiner 95 Bilder ein, auch aktuelle Ereignisse floßen ein. Diers übersetzt mit seiner Malerei Luthers Thesen ins Heute: Als AfD-Politiker Gauland den Fußballer Boateng beleidigt, nimmt Diers das auf. Auch Luthers Kritik am Ablasshandel seiner Zeit spiegelt sich in Diers Arbeiten. „Wenn mir versprochen wird, dass ich durch CO2-Kompensation mein Seelenheil erkaufe, dann ist das gefährlich.“ Streifen, geschnitten aus Geldscheinen, sind das Gestaltungsmittel, dessen sich der Künstler bei dieser Frage bedient.