Der Überfall auf die Ukraine macht nicht nur Angst, er macht auch fassungslos. „Ich dachte, wir leben in einer modernen, aufgeklärten Welt“, sagt Christian Berndt. Es sei unbegreiflich, dass einfach gegen das Völkerrecht verstoßen und staatliche Souveränität missachtet werde. Aber alte Machtstrukturen und nationales Denken herrschten wohl noch immer vor, wieder und wieder würden unzählige Menschenleben gefährdet und zerstört, so der Superintendent. „Ich fürchte um all das, was unser Leben ausmacht: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Völkerrechte.“
Wolfsburg ist eine Stadt mit vielen Flüchtlingen – heute, aber auch bereits nach dem Zweiten Weltkrieg. „Mich erinnert das, was jetzt in der Ukraine passiert, an das, was meine Mutter über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg erzählt hat“, sagt der Wolfsburger Unternehmer Hendrik Wolf-Doettinchem. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Kirchenkreisvorstandes. Gerade mal 980 Kilometer würden Wolfsburg von der ukrainischen Grenze trennen, so seine Rechnung. „Es ist absolut erschreckend.“
Kind einer Flüchtlingsfamilie ist auch Christian Berndt. Im Januar 1945 ging sein Vater 8jährig auf die Flucht. „Der Treck wurde damals von russischen Panzern überrollt. Das hat er nie vergessen.“ Auch Christian Berndt prägt die Familiengeschichte. „Ich denke heute auch an den Jugoslawienkrieg. Wie viele Menschen wurden in diesem Krieg umgebracht!“ Und wie viele leben heute mitten unter uns, auch in Deutschland – nach drei Jahrzehnten noch hochtraumatisiert.
„Es ist Krieg, die Nachrichten überschlagen sich und die Diplomatie ist gescheitert.“ Das Fazit des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister klingt erschüttert. Dass sich das Böse in Europa mit militärischer Gewalt Raum greife, mache Angst und eben fassungslos. „Jeder Krieg ist ein Ausbruch des Bösen.“ Wie allerdings mit der Bedrohung des Weltfriedens unter anderem durch Größenwahn umzugehen sei, dafür kann auch der oberste Hirte der hannoverschen Landeskirche kein Patenrezept nennen. Aber: „Die erste Verpflichtung lautet, diejenigen zu schützen, die Opfer dieser Bosheit werden.“
Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis / Frauke Josuweit