Kirche – und damit auch der Kirchenkreis – im Umbau, eine Dauerbaustelle, von Krise zu Krise? Das konnte man fast meinen bei dieser 13. Sitzung der amtierenden Kirchenkreis-Synode, die am 4. Oktober in Weyhausen zusammenkam, einer doch eher unspektakulär erscheinenden Tagesordnung zum Trotz.
Größtmögliche Eigenständigkeit statt immer weiterer Erosionen und Entfernungen wünschten sich Kirchengemeinden, meint Pastor Karsten Heidkamp, der aus der Arbeit des Kirchenkreisvorstandes berichtete. Das sei der Grund, dass Gemeinden nicht fusionierten, sondern sich pfarramtlich verbinden. „Ab welchem Punkt sind hergebrachte Strukturen aber nicht mehr tragfähig, nicht mehr haltbar?“ Diese Frage beträfe vielerorts ebenso die Gebäudebestände der Gemeinden. „Inzwischen geht es doch längst auch um den Verkauf von Kirchen“, so der stellvertretende Superintendent.
Veränderungen stünden auch personell an, man habe nun endlich die Dienstbeschreibung des Superintendenten beschließen können. Ursprüngliche Entwürfe seien „für eine Person eindeutig zu viel gewesen“, Entlastung habe man mit einem Leiter im sozialdiakonischen Bereich geschaffen: Mit einem Stellenanteil von 25 Prozent hat Fabi-Geschäftsführer Karsten Piehl zum September 2022 die Leitung der Sozialdiakonischen Dienste und der Küchenbetriebe – gemeinsam mit einem geschäftsführenden Ausschuss – übernommen.
Für die Erarbeitung eines kirchenkreisweiten Konzeptes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und dazugehörenden Schulungen im kommenden Jahr seien zwei Projektstellen mit je vier Wochenstunden eingerichtet worden. Hierfür konnte bereits Magdalena Siopis, Fachberaterin der Wolfsburger Kindertagesstätten, gewonnen werden, die zweite Stelle soll noch besetzt werden. Auch im Verwaltungsbereich stünden Veränderungen mit dem elektronischen Rechnungsportal und dem digitalen KIDspende-Tool an.
Energiekrise: Sparen unerlässlich!
„Mit der Langen Nacht der Kirchen war Kirche großflächig präsent, wenn auch die mediale Berichterstattung trotz aller Bemühungen nicht überall so gelang wie gewünscht“, startete Christian Berndt seinen Synodenbericht mit einem Rückblick und fotografischen Impressionen von der Langen Nacht. Und ging dann ohne Umschweife wieder in den Krisenmodus über. „Wie sparen wir Energie? Mit Winterkirche im Gemeindehaus, verkürzten Gottesdiensten und wärmenden Decken?“
Für die LSW, den Wolfsburger Energieversorger fielen inklusive der Wolfsburger Kitas allein 600tsd Euro im Jahr an. „Ich rechne mit einer Verdoppelung der Kosten, wenn es uns nicht gelingt, signifikant zu sparen. Das können wir nicht bezahlen!“ Nicht mehr als vier Minuten habe er benötigt, um die Superintendentur-Einträge ins Grüne Datenkonto vorzunehmen. „Nur so haben wir Überblick und Kontrolle über die Verbrauche!“, warb er für die Nutzung des Datenkontos durch alle Gemeinden.
Gemeinsam lässt sich viel erreichen
„Wir können jammern, aber davon wird nichts besser“, resümierte Berndt. Und einfacher werde es auch nicht werden, beispielsweise durch die Einführung der Umsatzsteuer ab Januar 2023. Das werde richtig mühsam, insbesondere für die Kolleg:innen im Kirchenamt. „Wenn es zu Problemen kommt, bedenken Sie bitte: Wir machen das alles gemeinsam, nicht gegeneinander.“
Dass sich gemeinsam vieles erreichen lässt, berichtete Pastor i.R. Peter Placke für den Partnerschafts- und Missionsausschuss. Drei Studentinnen in Äthiopien haben mit Unterstützung des Kirchenkreises ihr Studium erfolgreich abschließen können und auch die Solaranlage für eine gesicherte Stromversorgung im Gesundheitszentrum in Kosha, 250 Kilometer südwestlich von Addis Abeba, ist installiert und in Betrieb genommen. Unterstützt wurde dieses Projekt mit knapp 14tsd Euro von der Bingo-Umweltstiftung Niedersachsen. Weiterhin habe man 80 kg theologische, englischsprachige Fachliteratur an das Theologische Seminar in Hossana schicken können, wo der Kirchenkreis auch künftig drei Studentinnen mit Stipendien fördern wird.
Besuch aus Äthiopien für 2023 eingeladen
Mehr Engagement wünscht sich Placke für den alljährlichen Partnerschaftgottesdienst am Pfingstsonntag. „Wir haben dazu vieles für Sie vorbereitet, ich lege Ihnen ans Herz: Machen Sie da mal mit, es ist nicht aufwändig.“ Vom 6. bis zum 12. Juni 2023 habe man die Partner:innen aus Äthiopien eingeladen, den Kirchenkreis und den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg zu besuchen. „Unterstützt das, ladet dazu in eure Gemeinden ein, lebt die Partnerschaft. Ich freue mich, wenn wir das ausbauen“, warb Superintendent Berndt.
Und auch für die russische Partnergemeinde in Togliatti konnte Placke gute Nachrichten überbringen. „Der Herr ist mit uns: Pastor Braun hat einen nach Russland Reisenden aufgetan, der Geld für die Gemeinde an Pastorin Tatyana Zhivoderova übergeben konnte.“ Überweisungen sind nämlich zurzeit nicht möglich. Für zehn Jahre Vorstandsarbeit im Partnerschafts- und Missionsausschuss dankte die stellvertretende Synodenvorsitzende Anne Zachow Peter Placke. „Du bist einfach ansteckend mit Deinem Gottvertrauen und Deiner Zuversicht!“
Kirchenkreisöffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit