Besuch eines Demeter-Betriebes im Kirchenkreis
Klimawandel live erlebt haben wir in Zasenbeck, als unsere AG Klima und Nachhaltigkeit einen Demeter-Betrieb besucht hat – selbstverständlich mit Fahrgemeinschaften. Wir waren im Wendengarten in Zasenbeck und erfuhren, was die anhaltende Trockenheit nicht nur mit den Menschen macht.
Auch die Kühe werden von der Trockenheit beeinflusst: „Die hauen in diesem Jahr ständig ab, weil sie denken, nebenan ist’s grüner“, erzählt Lutz Flüger, Wendengarten Betriebsleiter. Also muss zugefüttert werden, bereits jetzt im Sommer mit dem, was für die Winterfütterung eingeplant war. Beregnet wird nämlich nur auf ausgewählten Flächen, vorwiegend die Kartoffeln und die Anzuchtpflanzen. Die Gründüngungsflächen, Herzstücke der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, werden hingegen nicht beregnet. Was insbesondere für einen Demeter-Betrieb wie den Wendengarten Probleme im kommenden Jahr nach sich ziehen wird, da dann die Düngung fehlen wird.
Seit 1986 arbeiten die Wendengärtner:innen in Zasenbeck, erfahren wir von Lutz Flüger, während wir die Anzuchtgewächshäuser und die Gemüseanbauflächen besichtigen. Angefangen haben sie mit vier Hektar, mittlerweile sind es 64 Hektar, insgesamt also 640tsd Quadratmeter, viele Weideflächen fürs Vieh liegen im Grünen Band, dem ehemaligen Grenzstreifen.
Bio braucht viel Mensch: Der personelle Arbeitsaufwand ist hoch, nicht nur bei der logistischen Planung von Frucht- und Ackerfolgen. Jäten und Unkraut überhaupt sind Thema Nummer eins. „Computersteuerung kann sich nur leisten, wer Monokulturen auch im Ökolandbau macht. Wir müssen das mit der Hand machen.“ Gehackt werden muss bereits dann, wenn man das Unkraut noch gar nicht sieht. „Wenn man den Zeitpunkt verpasst, ist es vorbei, dann kommt man nicht mehr dagegen an.“
Im Dorf wurden die ‚Ökos‘ lange schräg angesehen, nach 35 Jahren hat sich das beruhigt. „Wenn neuerdings aufgrund gestiegener Preise für Kunstdünger die Landwirte vor Ort davon schwärmen, dass sie Leguminosen als Zwischenfrucht angebaut haben und danach nur die Hälfte der üblichen Düngermenge einbringen musste, freue ich mich über die Entwicklung und halte meinen Mund.“
Kunstdünger ist für Demeter-Betriebe tabu, denn es werden geschlossene Betriebskreisläufe angestrebt. So ist die Viehhaltung obligatorisch, oder aber es besteht die Möglichkeit eines Austausches von Futter und Mist mit einem anderen Demeter-Betrieb, der Mist wird als Dünger eingesetzt. Das Futter muss darüber hinaus zu 100 Prozent Bio-Futter sein, mindestes zwei Drittel davon muss den Demeter-Kriterien genügen, bei Wiederkäuern wie den Wendengarten-Rindern sogar 80 Prozent. Wer nicht wenigstens die Hälfte seines Futters selbst anbauen kann, darf den Betrieb nicht aufrechterhalten. Strenge Maßstäbe legt der älteste Bioverband Deutschlands an, dafür gilt sie auch als die nachhaltigste Landbewirtschaftung.
Was aus der Ernte 2023 wird, ist aufgrund der extremen Trockenheit in diesem Sommerhalbjahr noch fraglich. „In diesem Jahr kriegen wir die Gründüngungsflächen aufgrund der extremen Trockenheit nicht zum Wachsen.“ Nur der Rotklee habe sich auf den Flächen gehalten, wo im Jahr die Starkzehrer wachsen sollen: Kohl, Sellerie, Porree, Weizen. Auch Steckrüben wachsen heute gemeinsam mit den Starkzehrern. Was früher ein Arme-Leute-Essen war und als zweite Frucht gepflanzt wurde, verbraucht heute viel Düngung. Weshalb? „Weil wir das nicht mehr nötig haben in unserem grenzenlosen Wohlstand“, sagt Lutz Flüger.