"An Jesus kommt man nicht vorbei"

Nachricht 23. Februar 2025

Regionalbischöfin Marianne Gorka ordiniert Pastor Johann Staak

Gemeinschaft stiften, Verantwortung übernehmen, Glaubensmomente ermöglichen – Johann Staak hat sich einiges vorgenommen. Der 33jährige Theologe lebt seit fast drei Jahren in Brome, seit Anfang diesen Monats ist er mit halber Stelle Pastor im verbundenen Pfarramt Brome-Tülau-Ehra-Jembke-Weyhausen und wird insbesondere die Jugendarbeit in der Region Mitte des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen verantworten.

Johann Staak ist Kind einer Pastorenfamilie. „Ich bin geprägt vom dem Pastorenbild, das in meiner Familie über Generationen weitergegeben wurde. Dieses geistliche Erbe leitet mich“, sagt der Vater von drei Kindern, der sich mit seiner Frau Familien- und Sorgearbeit teilt. 24/7 dienend und kontemplativ ausschließlich für die Gemeinde leben, das ist für heute ins Berufsleben startende Pastoren und Pastorinnen nicht mehr das passende Lebensmodell. „Wir müssen als Menschen Verantwortung nicht nur für uns, sondern über uns selbst hinaus übernehmen. Ich persönlich habe große Lust darauf, das als Pastor zu füllen.“

Gemeinschaft ist langfristig unerlässlich

Tiefe Glaubenshoffnungen und die Liebe zum Nächsten tragen also auch heute noch. Und vielleicht lässt sich das manchmal verständlicher mit Beispielen aus dem Alltag erklären. „Fußball als Gemeinschaftssport taugt als Modell fürs richtige Leben“, meint der aktive Spieler des FC Brome. Aufstieg oder Abstieg, immer gehe es um existentielle Fragen. Und zwar nicht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Mannschaft. Man brauche eine Philosophie, um erfolgreich zu sein, an die müsse man glauben. „Wenn man das nicht tut, dann kommt man nicht an den Punkt, wo man es schafft, das auch umzusetzen.“ Widersprüchliche Charaktere gäbe es in jeder Mannschaft, in jeder Gemeinschaft. Man müsse akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich, bisweilen sogar schwierig seien. „Gemeinschaft ist langfristig immer unerlässlich, um konstruktiv im Leben was zu erreichen. Niemand auf dieser Welt ist allein was geworden. Wir kommen schon nicht allein auf die Welt.“

Gemeinschaft werde auch im Glauben gebraucht, ist sich Johann Staak sicher. Es gäbe Erfahrungen, die könne niemand allein mit sich selbst machen. Das Singen in Gemeinschaft sei etwas ganz anderes als das Singen für sich allein, besser mit 100 anderen als zu dritt. „Dass jemand mich auffängt, wenn ich falle – diese Erfahrung kann ich nur machen, wenn da jemand ist, der das tut. Allein geht das nicht.“

Eine Beziehung zu Gott aufbauen können

Erfahrungen machen müssen Menschen auch im Glauben. Vieles lasse sich nicht in Worte fassen, wenn auch einfache Botschaften manchmal wichtig seien. Johann Staak möchte Gelegenheiten schaffen für Glaubenserlebnisse. Angebote, mit denen Menschen eine Beziehung zu Gott aufbauen können. In Brome wird er dafür in diesem Jahr einmal monatlich, und zwar samstags um 17 Uhr, ganz besondere Gottesdienste anbieten. „In meinem Vikariat in der Wolfsburger Stadtkirchengemeinde habe ich die monatlichen Gospelgottesdienste erlebt. Die, glaube ich, schaffen es, ein spirituelles Erlebnis zu sein, das viele anspricht.“ Die Besuchendenzahlen zumindest sprechen dafür, 200 bis 250 Menschen finden dafür den Weg in die Wolfsburger Christuskirche.

Kein Kirchensprech, keine Phrasen

„Das liegt an der Atmosphäre, an der Musik und an der Sprache.“ Die Predigt dreigeteilt, nicht am Stück und nah an dem, was Menschen aktuell bewegt. Ein Pastor, der nicht im Talar sondern in modernem Anzug die Menschen begrüßt. Wein und Gespräch im Anschluss. Nahbar, einladend, emotional berührend. Die Dinge klar benennend, kein Kirchensprech, keine Phrasen. „An Jesus kommt man aber nicht vorbei.“ Es ist auch die Musik, die Gottesdienste zu spirituellen Erlebnissen machen kann. Ist sie gut, spricht sie an, berührt sie, dann fallen gesprochene Worte auf aufnahmebereiten Boden, hat Johann Staak in seiner Examensarbeit ausgeführt. Er möchte Menschen gewinnen, die mitmachen, die mitgestalten, „dass sich das weiterträgt“.

"Mich beeindruckt, wie mutig meine Eltern waren"

Johann Staak, seine Frau Esther und die drei Kinder leben heute rund einen Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Er kommt erst zwei nach dem Mauerfall zur Welt, in Pasewalk im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Der 33-Jährige fragt sich manchmal, was eigentlich passiert wäre, hätte Russland die Panzer fahren lassen. „Meine Eltern wären ins Arbeitslager gekommen, meine älteren Schwestern in sozialistische Musterfamilien.“ Die Eltern, aus Pastoren- und Akademikerfamilien kommend, durften nicht regulär Abitur machen. Kennengelernt hatten sie sich in einem von Westdeutschland unterstützten kirchlichen Internat. Sie, ihre Familie, ihre Freunde – alle wurden von der Stasi bespitzelt. Oft genug auch von Menschen, denen sie vertraut hatten. „Für mich ist immer beeindruckend gewesen, bis heute muss ich sagen, dass meine Eltern mutig waren. Ich weiß nicht, ob ich so mutig hätte sein können.“

"Ich vertraue auf das biblische Wort"

Johann Staak fährt am Sonntag erst ins Wahllokal und dann nach Ehra. „Auch wenn wir zur Bundestagswahl zwei Stimmen abgeben können, bezweifle ich, dass die Wandel irgendwie herbeiführen werden oder können. Sondern: Wir müssen das tun!“ Dass daran kein Weg vorbei gehe, da ist sich der Glaubensmann sicher. „Wir haben uns zu lange zurückgelehnt.“ Eine veränderte Verantwortungskultur sei der einzige Weg, die Demokratie und eine freiheitliche Gesellschaft wirklich erhalten zu können. „Egal, welche politische Kraft einem das Heil verspricht, ich vertraue darauf nicht. Sondern auf das biblische Wort. Und das bringt mich dazu, Verantwortung zu übernehmen.“

Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / Frauke Josuweit

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Foto: Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen

Ordination

Regionalbischöfin Marianne Gorka ordinierte Johann Staak am 23. Februar 2025 in der St. Michaelis-Kirche zu Ehra. „Willkommen in diesem wunderschönen Beruf, lieber Bruder Staak“, freut sich die Regionalbischöfin. "Wir sind verantwortlich, aber wir sind nicht allein verantwortlich. Gott steht uns zur Seite."

Pastor Johann Staak

Johann Staak ist 1992 in Pasewalk geboren. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr studierte er in Rostock und Münster Theologie. Der 33-Jährige war Vikar in der Wolfsburger Stadtkirchengemeinde bei Pastor Frank Morgner. Johann Staak ist verheiratet mit Esther Staak, Pastorin in Brome. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder.

Themengottesdienste in Brome

15. März 2025
17 Uhr, Liebfrauenkirche Brome
„Briefe aus der Dunkelheit – zwischen Hoffnung und Verfolgung“
Liturg: Pastor Johann Staak
Musik: Antje Hirsch, digitales Akkordeon
weitere Termine unter www.kirche-brome.de