Hirtenamt mit Hingabe

Nachricht 08. Oktober 2024

Tag für Kirchenvorstehende in Weyhausen

Eines der ältesten Ehrenämter der Welt dürfte es sein, sich für Kirche zu engagieren. „Das ist ein freiwilliges Leitungsamt. Und sorry, ein Leitungsamt nicht nur für Pastorinnen und Pastoren“, ließ Superintendent Christian Berndt die gut 50 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher wissen, die zum Kirchenvorstehertag nach Weyhausen gekommen waren. „Sie sind auch Vorbild, haben ein Hirtenamt übernommen und dienen mit Hingabe.“

So in etwa, aber tatsächlich noch viel umfangreicher könne die Dienstbeschreibung für dieses freiwillige Leitungsamt lauten. Und auch die Bibel dürfe nicht außen vor bleiben, meinte der Wolfsburg-Wittinger Oberhirte Christian Berndt: „Die ganze Bibel selbst durchlesen ist besser als Chat-GPT!“

Neu gewählte und alterfahrene Kirchenvorsteher:innen folgten der Einladung des Kirchenkreises, hatten die Gelegenheit, nicht nur einen Überblick über Rechte und Pflichten als Kirchenvorstehende von Kirchenamtsleiterin Cathrin Roßmann zu bekommen, sondern mehrere Mitarbeitende des Kirchenamtes auch persönlich kennenzulernen. „Wir sind eine Ehrenamtskirche“, machte Cathrin Roßmann deutlich. „Wer auf die Kanzel darf, entscheidet der Pastor, der hat Kanzelrecht. Aber die Gottesdienstordnung, die beschließen Sie. Sie gestalten das geistliche Leben mit!“

"Ich will meinen Teil beitragen"

Mitgestalten – das ist auch die Motivation für Alexandra Steiger, sich als Kirchenvorsteherin zu engagieren. „Es gibt nichts Gutes, außer Du tust es!“, hat die Erzieherin von ihren Eltern gelernt. Die erste Amtszeit in Ehmen hat sie bereits hinter sich, frisch gewählt ist sie für die kommenden sechs Jahre, die im Sommer gerade begonnen haben. „Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass das, was mir hier gefällt, erhalten bleibt. Unsere Gemeinde ist sehr aktiv, ich fühle mich hier zu Hause.“ Mit gerade mal 40 Jahren ist Alexandra Steiger beim KV-Tag in Ehmen eine der Jüngeren. In ihrem Kirchenvorstand gibt es noch deutlich jüngere. „Ich weiß es gar nicht genau, vielleicht 21? 27? Ist auch egal. Alter spielt bei uns keine Rolle, weil wir alle sehr lebendig sind.“

Den Gottesdienst mit vorbereiten, das ist das, was Helmut Sass besonders gern macht als Kirchenvorsteher. Auch wenn er derjenige ist, der seit vielen Jahren die Protokolle der KV-Sitzungen schreibt. Helmut Sass war jahrzehntelang Polizist, er ist einer, der immer Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen hatte. „Denen, die bei uns neu sind, kann ich mit meiner Erfahrung helfen.“ Helfen lässt sich der langjährige Kirchenvorsteher selbst auch und ist dankbar, dass die Kolleg:innen im Kirchenamt für seine Fragen immer ein offenes Ohr und fachliche Expertise parat haben. „Ich war mal im Finanzausschuss, aber ehrlich gesagt: Das waren mir zu viele Zahlen.“ Helmut Sass kann seine Jahre als Kirchenvorsteher nicht mehr zählen, solange ist er schon dabei. Bei der Wahl im Frühjahr diesen Jahres hat er sich erst mal für drei Jahre verpflichtet. „Dann bin ich 80 und gucke mal, wie es mir geht.“

"Wir haben damals eine Duftmarke gesetzt"

Dass gute Arbeit nicht von heute auf morgen zustande kommt, sondern Zeit braucht, manchmal auch Jahrzehnte, erlebten die Teilnehmer:innen eindrücklich im Workshop mit Harald Schilbock, Fundraiser und EGIS-Beauftragter der Kirchenkreise Celle und Soltau. Vor 22 Jahren ging es los in seiner Heimatgemeinde Nienhagen bei Celle, da genehmigte es die Samtgemeinde Wathlingen, dass auf Kirchenland Windkrafträder betrieben werden durften. „Wir haben damals eine Duftmarke gesetzt, gegen den Widerstand der hannoverschen Landeskirche“, erinnert sich Schilbock. Auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Pfarrhauses hat bereits zwei Jahrzehnte auf dem Buckel. „Klima ist Dauersound in unserem gemeindlichen Wirken. Mit dem was sie tun, müssen Sie säen. Da ist dann die Frage nach freiwilligem Kirchgeld nur noch eine Kleinigkeit.“

Und so kamen in über 20 Jahren neben manch anderem die energetische Sanierung des Gemeindeshauses, die Anlage eines Feuchtbiotopes mit Magergraswiese und das Projekt ‚BürgerEnergie‘ hinzu zum klimatischen Grundsound. „Das Licht im Gemeindehaus brennt dank unseres genossenschaftlichen Projektes.“ Mit derartigen Aktionen werde Kirche vor Ort wahrgenommen, lebe sie ihre Botschaft zur Bewahrung der Schöpfung. Was vor zwanzig Jahren noch nicht gehen sollte, ist heute kein Thema mehr: Die hannoversche Landeskirche genehmigt Photovoltaik-Anlagen nun auch auf Kirchendächern. „Unsere nächste Idee ist: Die Kirche und auch das Pfarrhaus mit Solarstrom zu beheizen“, skizziert Schilbock weiteres Zukunftsengagement für den Nienhäger Kirchencampus.

"Was unterscheidet uns vom Verein vor Ort?"

Und weshalb tun wir das alles? Bleibt bei aller Zukunftsgestaltung und aller Verwaltungsarbeit für Kirchenvorsteher:innen auch noch Zeit und Raum für das, wofür sie oftmals vor allem ihr Ehrenamt angetreten haben? „Wo stehen wir mit unserem Glauben, was unterscheidet uns eigentlich vom Verein im Ort?“, bewegt  nicht nur Sabrina Fricke, Kirchenvorsteherin in Heiligendorf. „Unsere Arbeit im KV ist sehr weltlich, lieber würde ich Menschen begeistern“, wünscht sich Antje Tometten aus Groß Oesingen. Über Glauben und Geistliches sprechen in der KV-Sitzung und trotzdem alles andere auch noch abarbeiten? „Das kann gehen, ohne dass die Sitzungen deshalb länger dauern“, ist sich Heike Burkert sicher. „Ich habe das als Gemeindepastorin viele Jahre selbst so gelebt und erlebt.“ Wie das gehen kann, erfuhren die Workshop-Teilnehmerinnen von Gemeindeberaterin Heike Burkert.

„Das Gremium, das Gemeinde leitet, muss geistliches Leben miteinander haben!“, meint die Pastorin für regiolokale Kirchenentwicklung in den Kirchenkreisen Wolfsburg-Wittingen und Uelzen. „Die Frage ist, ob Sie das als Leitungsgremium wollen. Darüber müssen Sie sich verständigen!“

KK-Öffentlichkeitsarbeit / Frauke Josuweit

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