„Der beste Kuchen in der ganzen Stadt“

28. Mai 2021
Foto: adamkontor/pixabay.com
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Ortsbürgermeister Conradt zeichnet Ehrenamtliche des Café Anna aus

Das Café Anna hat als Stadtteilcafé am Reislinger Markt den Wolfsburger Bürgerpreis Stadtmitte erhalten. Der Bürgerpreis würdigt ehrenamtliches Engagement in Wolfsburg. „Als der Vorschlag für das Café Anna auf den Tisch kam, haben wir nicht diskutiert, sondern einstimmig gesagt: Das machen wir“, erzählt Ortsbürgermeister Detlev Conradt in seiner Laudatio. „Ich habe auf meinem Schreitisch eine Tasse stehen, die mich als Aktionär des Café Anna ausweist.“ Regelmäßig ist er dort mit Flüchtlingshelferkreis zu Gast, gern auch mit anderen Veranstaltungen – und das seit nunmehr bald 20 Jahren. „Zu Frühstücken mit Preisträgern aus der Tombola von Festen auf dem Reislinger Markt, bei vielen Geburtstagsfeiern oder auch bei Informationsveranstaltungen der Stadtverwaltung zu Neubaugebieten oder Verkehrsprobleme.“

Ein Treffpunkt für Menschen im Umkreis des Reislinger Marktes, ein Ort für Austausch und Begegnung ist das Café Anna. Auch Anlaufstelle im Alltag, um sich einfach mal die Seele freireden zu können. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen einen Ort finden, wo sie willkommen sind und wertgeschätzt werden“, erläutert Diakonin Hiltrud Fellner die Idee des Cafés im ehemaligen Gemeindehaus der früheren St. Annen-Gemeinde. „Wir sind ein Ort der Gastfreundschaft. Wir geben Raum und wir geben Zeit.“ Das diakonisch-dienende Element sei der Grundgedanke des Anna, das zeitgleich mit dem Umbau des Gemeindehauses zum Café auch seine Außenanlagen geöffnet und den Menschen in Wolfsburg zur Verfügung gestellt hat.

"Wir sind kein missionarisches Café"

Bereits wenige Jahre nach Eröffnung wurde die damalige St. Annen-Gemeinde für ihr Café von der Landeskirche als Diakonische Gemeinde ausgezeichnet. „Damals wurde der Schwerpunkt, für andere Menschen da zu sein, bewusst gesetzt“, sagt Frank Morgner. Er ist als Pastor der Wolfsburger Stadtkirchengemeinde Geschäftsführer des Café Anna, das zwar zur Gemeinde gehört, aber dennoch als Gewerbebetrieb eigenständig arbeitet. Kostendeckend geht das nicht, denn niemand soll abgewiesen werden müssten, nur weil er oder sie sich den Kaffee – selbstverständlich bio und fair gehandelt – nicht leisten können. „Das hier ist ein Schwerpunkt unserer Gemeindearbeit, das kostet uns Geld, das wir uns gern leisten. Hier wird Kirche belebt und sichtbar, hier ist richtig Leben.“

Neben dem ganz normalen Café-Betrieb, der für alle offen ist, die kommen möchten, gibt es im Anna auch gemeindliche Angebote wie Brunchgottesdienste, das Gründonnerstags-Abendmahl oder die Senioren-Weihnachtsfeier. „Wir sind kein missionarisches Café“, erzählt Ruth Thormeier, die bereits zum Team um das Pastorenehepaar Nicola Wendebourg und Wildrik Piper-Wendebourg gehörte, bevor es das Café überhaupt gab. „Aber hier können die Menschen, die zu uns kommen, ihre Frage stellen und mit dem Glauben in Berührung kommen.“ Ruth Thormeier ist die Anna-Torten-Künstlerin – „die besten in ganz Wolfsburg, eine Torte besser als die andere“, sagt Frank Morgner – die Seele des Cafés ist das Team von etwa 25 Ehrenamtlichen, die den Betrieb am Laufen halten.

Menschliche Begegnung ist die beste Nahrung

Auch während Corona, als das Café geschlossen bleiben musste, sei man untereinander in Kontakt geblieben. „Kontakt und Beziehungen sind die Essenz. Die Mitarbeitenden müssen sich wohlfühlen, das überträgt sich auch auf die Gäste“, sagt Hiltrud Fellner. Auch wenn das Café nicht offen war: Sobald das Auto von Hiltrud Fellner oder das Fahrrad von Ruth Thormeier vor der Tür standen, haben Menschen mit Sicherheitsabstand das Gespräch gesucht. „Ich bin hier keinen Tag ganz allein gewesen – alle die wir hier arbeiten, geben viel von ihrer Persönlichkeit.“ Das ist wohl der Grund, weshalb auch unter Corona-Bedingungen mit Besuchenden, nicht nur mit den Mitarbeiter:innen Kontakt gehalten werden konnte. Denn neben dem besten Kuchen „ist menschliche Begegnung die beste Nahrung“, meint Hiltrud Fellner.

Im kommenden Jahr geht sie in Rente. „Wir wünschen uns, dass das Café am Leben bleibt“, sagen Ruth Thormeier und Hiltrud Fellner unisono. Jetzt gibt es mit dem Wolfsburger Bürgerpreis erst mal richtig Wertschätzung für die langjährige Arbeit der beiden und ihres ehrenamtlichen Teams. „Wir müssen auf eine größere Feierlichkeit verzichten und spenden deshalb den veranschlagten Betrag von 1.000 Euro an diejenigen, die das Café Anna mit Leben und Wärme erfüllen“, sagt Ortsbürgermeister Conradt bei der Preisverleihung, der auch Grüße und Glückwünsche des Wolfsburger Oberbürgermeisters Klaus Mohrs mitbringt.“ Und die Feier soll nachgeholt werden, sobald das möglich ist – versprechen Frank Morgner, Ruth Thormeier und Hiltrud Fellner.

Frauke Josuweit / Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis

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Hintergrund
Wenn gerade mal nicht Corona-Lockdown ist, hat das Café Anna dienstags bis freitags geöffnet und auch am Sonntagnachmittag. Von Künstler:innen aus der Wolfsburger Region wird es gern als Ausstellungsort genutzt. Gespräche, über Gott und das Leben gehören – falls gewünscht – zum Alltagsgeschäft, die besten Torten ebenso.

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Pastor Frank Morgner
Reislinger Str. 28
38440 Wolfsburg
Tel.: 05361 2752129
Fax: 05361 2752350