Das Bunte Dach in Wittingen, unsere Bildungseinrichtung im Norden des Kirchenkreises, hat sein 20jähriges Bestehen gefeiert. „Die Idee für diese Arbeit hat richtig gezündet – und sie hat bis heute Bestand“, gratulierte Superintendent Christian Berndt den Initiator:innen der Entwicklungs- und Gründungsphase und den heute für das Bunte Dach Verantwortlichen. „Am Anfang stand die Erfahrung, dass Menschen Orientierung und Unterstützung durch ein soziales Bildungsangebot wünschen“, erinnerte sich Martin Berndt, der als Superintendent des damaligen Kirchenkreises Wittingen im Jahr 2003 das Bunte Dach mit auf den Weg brachte. Aus der Anfangsidee – die Kompetenz junger Eltern und auch Alleinerziehender zu stärken – entwickelten sich schnell neue Themen: Suizid von Schülerinnen und Schülern, Umgang mit Drogen, Trauerbegleitung, mit Kindern über Gott sprechen sind nur einige davon.
Die Idee für eine bildungsbiografische Begleitung im Norden des Gifhorner Landkreises, der zur Jahrtausendwende noch Spuren seiner ehemaligen innerdeutschen Grenzlage trug, kam zunächst von den dortigen Landfrauen. „Es gab hier nichts, keine Handys, Internet auch noch kaum, wir brauchten Angebote für junge Frauen und junge Familien“, berichtete die Darrigsdorferin Friedhilde Schulze. Die damalige Kreisverbandvorsitzende der Landfrauen suchte sich Verbündete. „Man traf sich ja bei Feiern und verabredete dort weitere Schritte.“ Die Zweite im Bunde war Astrid Schach, damals Grundschullehrerin, sie brachte weitere Themenvorschläge ein. „Ergotherapie, Logotherapie, Dyskalkulie, Lese-Rechtschreibschwäche – wer kannte das denn damals schon?“ Nicht nur die Themen, auch der Kreis der Engagierten erweiterte sich, die Wittinger Kitaleiterin Ulrike Schröder kam hinzu.
„Wir hatten viele Ideen und brauchten einen Träger, einen Geldgeber, denn wir wollten alles unter einem Dach haben und es sollte schön bunt sein“, erzählt auf der Jubiläumsfeier Astrid Schach, damals selbst Kirchenvorsteherin, die dann auch das Logo des Bunten Daches selbst kreierte. Mit Spitta- und Gemeindehaus bot die Kirche in Wittingen gute Voraussetzungen. „Wir sind damals sehr gern eingestiegen“, sagt Martin Berndt. Das beinhaltete unter anderem die Vorfinanzierung für ein Jahr. Und eine Mitarbeiterin galt es zu finden, dafür telefonierte Berndt mit einem alten Bekannten, dessen Praktikantin das Gespräch zufällig mitbekam. „Das war ein Glücksmoment“, sagt Anette Meyer-Kassner, die dann inden Anfangsjahren die Geschicke der Bildungseinrichtung leitete. „Wir waren zuständig für das gesamte Isenhagener Land und das ist groß.“ Rühen, Groß Oesingen, Brome, Wittingen – nicht nur in diesen Orten bot das Bunte Dach Bildungsveranstaltungen an. Mit lokalen Expert:innen, aber auch mit hochrenommierten Wissenschaftlern wie Gerald Hüther und Peter Struck.
„Ihre Arbeit ist für die Familien hier bei uns in der Region sehr wichtig“, bedankte sich der Wittinger Bürgermeister Andreas Ritter für die Einladung zur Jubiläumsfeier, der er „sehr gern folgte“. Bildungsangebote seien entscheidende Standortfaktoren und damit eine Investition in die Zukunft. Bildung sei die stärkste Waffe, um die Welt zu verändern, zitierte der amtierende Superintendent Christian Berndt Nelson Mandela. „Wir brauchen für unsere Arbeit hier in Wittingen Kooperationspartner:innen, wir brauchen gerade auch die Kommune und die Kommune braucht Partner wie uns, allein geht es nicht.“ Dass die Finanzierung der Angebotes des Buntes Daches von Anbeginn an immer wieder eine Zitterpartie und zu keinem Zeitpunkt langfristig gesichert war, daraus machte niemand ein Geheimnis.
„Das Diakonische Werk in Niedersachsen (DWiN) hat für die kommenden drei Jahre seine Unterstützung zugesagt“, verkündete Karsten Piehl, der als Geschäftsführer der Evangelischen Familienbildungsstätte Wolfsburg auch für die Wittinger Einrichtung verantwortlich ist. Das helfe dem Kirchenkreis, die Arbeit in der Wittinger Region fortführen, in die Zukunft der Region als Mitgestalter investieren zu können. Die Mittel vom Kirchenkreis und auch vom DWiN seien nicht ganz unerheblich. Piehl dankte allen Unterstützer:innen, unter ihnen die Landfrauen, die ein wunderbares Jubiläumsbuffet gezaubert hatten und die Evangelische Erwachsenenbildung, die sich an den Kosten für die Jubiläumsfeier und das daran anschließende Familienfest beteiligt hat. Bleibt zu hoffen, dass das, was seit 20 Jahren geglückt ist, auch weiter gelingt: Die Familienbildungsarbeit in Wittingen zu erhalten.
