Die Nase vorn haben – trotz geringerer Ressourcen? Wie das vielleicht erreichbar sein könnte, damit hat sich die Kirchenkreissynode in ihrer 16. Sitzung an einem sonnigen Sommerabend in Knesebeck beschäftigt. „Wir starten mit einem Speeddating“, eröffnete Elisabeth Schulze die Sitzung, und zwar im Pfarrgarten. Ein Speeddating mit drei Fragen brachte auch die unmittelbar miteinander ins Gespräch, die sich noch nicht gut kannten.
Wer fliegen will, solle nicht damit anfangen, ein Flugzeug zu bauen, machte Pastor Thomas Steinke, Leitender Referent für Missionarische Dienste im Haus Kirchlicher Dienste in Hannover, deutlich. „Die Brüder Wright wollten einen Menschheitstraum Wirklichkeit werden lassen: Sie wollten fliegen. Starte mit dem, woran Du glaubst.“ Vor allem anderen stehe die Frage nach dem ‚Warum?‘. Das ‚Wie‘ käme erst danach und dann erst das ‚Was‘. „Weshalb bist Du bei Kirche dabei, das steht am Anfang!“
Glaube sei wichtig, weil er die Hoffnung wachhalte, die Welt gemeinsam zu einem besseren Ort machen zu wollen. Um diese Hoffnung mit anderen teilen zu können, brauche es Kirche „Die Menschen kommen immer weniger zu uns, weil Kirche nicht mehr zum gesellschaftlichen Konsens dazu gehört. Wir müssen zu Ihnen gehen. Und wir müssen uns fragen: Was haben sie davon, wenn sie zu uns kommen.?“ Es brauche ein doppeltes Hören, ein Hören in zwei Richtungen: Ein Hören auf Gott und auf die Menschen. „Was für eine Kirche braucht ihr?“ Man könne die Erfahrungen der Vergangenheit in einer komplexeren und viel variableren Welt nicht einfach verlängern. „Wir müssen den Mut haben, Dinge, die wir bisher getan haben, zu lassen!“
An Theorien moderner Organisationsentwicklung machte Steinke klar: „Jetzt ist der Punkt, wo es um radikale Änderung oder um den Absturz geht.“ Effectuation, eine nicht-linear denkende, unternehmerische Entscheidungslogik, die in Situationen hoher Ungewissheit eingesetzt werden kann, arbeite mit diesem Modell. „Du musst mit dem kochen, was im Kühlschrank ist.“ Wenn sich auch die Gestalt der Kirche wandeln werde und wandeln müsse, die Beziehung Gottes zu uns Menschen bleibe stabil, ist sich Steinke sicher. „Es dürfte uns nicht mehr schlafen lassen, dass wir 95 Prozent unserer Mitglieder nicht mehr erreichen!“