Kirchenkreis und Bingo-Stiftung: Solaranlage für äthiopische Klinik
16 Solarpanel, Ladebatterien, viele Meter Stromkabel für den Betrieb medizintechnischer Geräte und für 40 LED-Lampen sowie größere Mengen Steckdosen wurden im vergangenen Jahr im Gesundheitszentrum in Kosha (Süd-Äthiopien) montiert und auch in Betrieb genommen. „Ihr habt mit eurer Unterstützung Licht in einen dunklen Bereich unseres Lebens gebracht!“ – das waren die Worte des Ältesten während der Einweihungsfeier der Solaranlage. Wir hatten das Gesundheitszentrum mit einer Kirchenkreis-Delegation im Rahmen unseres Besuches unserer Partnerkirche in Äthiopien im Januar 2020 kennengelernt und beschlossen: Hier wollen wir helfen!
Mit der Südzentralsynode der Mekane-Yesus-Kirche besteht seitens des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen seit 2014 eine partnerschaftliche Verbindung. Sie wurde durch die erfolgreiche Umsetzung des gemeinsamen Projekts bereichert. Geholfen haben uns dabei viele Spender:innen und die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, die auch Entwicklungsprojekte im Ausland unterstützt. Knapp 16.500 Euro waren nötig, um die Solaranlage zu finanzieren, die nun Strom in den wichtigsten Behandlungsräumen des Gesundheitszentrum verlässlich zur Verfügung stellt.
Bei der offiziellen Einweihung der Anlagen sitzen alle im Kreis: Die Älteren und Jüngeren der Stadt Kosha, Frauen und Kinder, die Angestellten des Gesundheitszentrums, Vertreter:innen der Behörden, Verantwortliche der Südzentralsynode der Mekane-Yesus-Kirche und ich als Gast aus Deutschland. Noch zwei Tage vorher, als ich die Klinik und die Abschlussarbeiten der Installation der Solaranlage besuchte, war ich schockiert über den Zustand der Klinik. Sie ist für die medizinische Basisversorgung für fast 40.000 Menschen zuständig. Die Räume sind nur sehr dürftig ausgestattet und irgendwie erdrückt mich der Zustand.
Eine Krankenschwester erzählt mir von den alltäglichen Schwierigkeiten, während wir durch die Räume ziehen. Besonders prekär ist die nicht verlässliche staatliche Stromversorgung auf der Entbindungsstation und im Kreißsaal. „Wenn es dunkel wird, kommt keine Frau mehr, um hier Hilfe zu suchen. Es gibt oft tagelang keinen Strom“, erzählt sie. Dabei sei es gerade für die hochschwangeren Frauen risikoreich, abends oder nachts ohne medizinische Unterstützung zu gebären. „Wenn sie doch kommen, haben wir oft nur eine Taschenlampe als Lichtquelle.“ So war ein Teilziel des Projektes klar: Die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate zu senken, indem wir etwas für eine stabilere Stromversorgung tun.
In anderen Räumen stehen technische Geräte herum, die bisher nicht eingesetzt werden konnten, weil dafür hier der Strom fehlte: Röntgen-, Sonographie- und Sterilisationsgeräte, Computer und Drucker im Büro, Kühlschränke für Arzneien und Impfdosen. „Die staatliche Stromleitung über Land fällt oft tagelang aus“, erzählt der leitende Arzt. Der Leiter der Gesundheitsstation bat daher Anfang 2020 die Gruppe um Hilfe. „Wir bräuchten dringend eine Solaranlage, um eine stabile Stromversorgung gewährleisten zu können. Die Behörden haben dafür kein Geld.“
„Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen“, so zitierte ich ein bekanntes Wort, als ich Grußworte aus Deutschland ausrichtete. Mit unserer Hilfe wurde für das Gesundheitszentrum und die von ihm versorgten Menschen viel erreicht. Und das in einer Zeit, in der Äthiopien mit vielen Krisen zu kämpfen hat. Der Krieg in der Nordregion Tigray mit mehr als 500.000 Toten, die schwere Hungersnot, die das Horn von Afrika heimsucht, und die steigenden Preise für Lebensmittel und Güter aller Art, die gerade die Armen besonders hart treffen.
Der Dank der im Kreis versammelten Menschen, denen hier konkret geholfen werden konnte, steht mir noch vor Augen: Leuchtende Augen begegneten mir. Diesen Dank möchte ich an die Bingo-Umweltstiftung, an alle Spender:innen und an die Aktiven der Partnerschaftsarbeit des Kirchenkreises gerne weiterleiten.
Pastor Dr. Jürgen Klein / Vorsitzender des Partnerschafts- und Missionsausschusses im Kirchenkreis