Sieben Sprachen, drei Instrumente und eine Promotion als theoretische Physikerin – nicht alles davon braucht frau als Kirchenmusikerin. Sandra Nostheide bringt all das mit. Noch dazu: drei kleine Kinder. Ach ja, einen Ehemann gibt es auch noch. Kennt die Kirchenmusikerin im Berufseinstiegsjahr Langeweile? „Dafür habe ich nicht so oft Zeit.“ Manchmal, vielleicht im Sommer, in der Hängematte. „Ich arbeite gern verdichtet, nicht stundenlang am Stück. Wenn ich eine Stunde sehr konzentriert Orgel geübt habe, brauche ich eine Pause, um vollkonzentriert weiterüben zu können.“
Sandra Nostheide ist 35 Jahre alt, gerade mal zehn Jahre spielt die Kirchenphysikerin – wie Markus Manderscheid sie nennt – Orgel. Der Wolfsburger Kirchenkreiskantor begleitet Sandra Nostheide im Berufseinstiegsjahr. Seit Mitte Februar ist sie im Kirchenkreis tätig, für zwei Jahre in Teilzeit, der Kinder wegen. Und sie hat nicht nur Physik studiert, was ja schwierig genug ist. Als die Promotion in der Grundlagenforschung für physikalische Prozesse, die in Medizin und Biochemie relevant sind, noch gar nicht fertig ist, macht sie die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Hannover. Den C-Kurs für die Kirchenmusik hat sie da bereits in der Tasche.
Nochmal Studentin sein
War auch das Leben bis dahin schon nicht langweilig, geht es jetzt noch mal so richtig los: Promotion schreiben, von Wolfsburg mehrmals die Woche nach Hannover pendeln, Orgel üben, Musiktheorie lernen. Chor- und Orchesterleitung, Klavierspiel und Gesang sind ebenso Bestandteil des Studiums der Kirchenmusik. „Die Theoriefächer habe ich gleich in den ersten zwei Semestern abgehakt. Das war auch gut so, denn dann wurde ich schwanger mit meinen Zwillingen.“