Nicht alles ist abgesagt...

21. März 2020

Sonne ist nicht abgesagt.

Beziehungen sind nicht abgesagt.

Zuwendung ist nicht abgesagt.

Fantasie ist nicht abgesagt.

Freundlichkeit ist nicht abgesagt.

Gespräche sind nicht abgesagt.

Hoffnung ist nicht abgesagt.

Beten ist nicht abgesagt.

Ein Bild mit diesen Worten unter einem Regenbogen schickte mir gerade eine ehrenamtliche Mitarbeiterin unserer Notfallseelsorge – mitten hinein in die Corona-Pandemie und mein Management dieser Krise. Es ließ mich zumindest kurz innehalten.

Ja, stimmt, nicht alles ist abgesagt oder verschoben! Sonntagsgottesdienste, Trauungen, Konzerte, Bewerbungsgespräche, Gruppenangebote, Sitzungen, mein eigener Urlaub in den Alpen – alles kann plötzlich nicht mehr wie geplant stattfinden. So viel wird abgesagt oder auf unbestimmt verschoben, da dachte ich schon: Alles steht still, nichts geht mehr. Und dann diese Worte „Nicht alles ist abgesagt“. So wie Jesus seinen Freunden immer wieder sagen musste: „Fürchtet euch nicht!“

So einen braucht es manchmal, der mich aus meinen negativen Gedanken reißt. Oder aus meinem Modus ‚Krise bewältigen‘. Natürlich ist für einen Kirchenkreis mit fast 800 Mitarbeitenden viel zu regeln, wenn im Stundentakt alles eingeschränkt und untersagt wird. Wie kann das Leben in 28 Kirchengemeinden weitergehen, wenn wir uns nicht mehr in Kirchen und Gemeindehäusern treffen dürfen? Wie schließen wir 20 Kindertagesstätten? Wie können wir Menschen weiter beraten und seelsorgerlich begleiten, ohne die neuen Hygienevorschriften zu vernachlässigen? Und wie geht ein Trauerbesuch, wenn die Familie unter Quarantäne steht? Da schreckt so ein Wort auf … und tut richtig gut: „Fürchte dich nicht!“ oder „Nicht alles ist abgesagt!“

Und dann, erst langsam, dann immer schneller, kamen die Ideen, was alles neu gestartet wird. Die gute alte Hausandacht aus Luthers Zeiten wurde reaktiviert. Gottesdienst geht auch daheim, ob allein oder in der Familie. Alte Menschen werden angerufen, Hilfsdienste organisiert, Videokonferenzen entdeckt, Gottesdienste für Youtube geplant.

Und noch wichtiger: Es wurde für mich immer deutlicher, dass trotz aller Sorgen und der eingeschränkten Freiheit noch das da ist, was wirklich zählt: Beziehungen, die tragen, Menschen, die sich einander zuwenden, sprudelnde Kreativität und der Dreiklang von Glaube, Hoffnung und Liebe. Es ist halt nicht alles abgesagt. Und das gilt weit über den kirchlichen Bereich hinaus. So entdecken manche das Singen neu – schon beim neuerdings längeren Händewaschen. Oder Enkelkinder schicken den Großeltern Videobotschaften. Da geht viel – nur anders.

Noch einmal zurück zum Bild mit den eingangs zitierten Worten. Das war eine scheinbar kleine Zuwendung, geschickt auf mein Handy. Doch nun haben es diese Worte sogar in die Zeitung geschafft. Und die Liste ist bestimmt einfach zu verlängern. Versuchen Sie es mal! Was ist noch nicht abgesagt? Wie viel fällt ihnen ein? Zwei Dinge? Oder fünf? Wenn jemand die Liste um zehn Zeilen verlängert und mir schickt, kommt das auf unsere Internetseite. Versprochen.

Denn ‚Versprechen einhalten‘ ist auch noch nicht abgesagt.

Ihr Christian Berndt
Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen

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Ingrid W. schreibt:

Lachen ist nicht abgesagt.
Humor ist nicht abgesagt.
Gottvertrauen ist nicht abgesagt.
Ehrlich sein ist nicht abgesagt.
Träumen ist nicht abgesagt.
Schreiben ist nicht abgesagt.
Freunde anrufen ist nicht abgesagt.
Musik hören ist nicht abgesagt.
Mut machen ist nicht abgesagt.
Zeitung lesen ist nicht abgesagt.
Mausefallen aufstellen ist nicht abgesagt.

Andrea G. schreibt:

Frühling ist angesagt.
Gemeinsame Familienmahlzeiten sind angesagt.
Helfen ist angesagt.
Kreativität ist angesagt.
An andere denken ist angesagt.
Improvisieren ist angesagt.
Sich auf das Wesentliche Besinnen ist angesagt.
Telefonieren ist angesagt.
Den Nachbarn zuwinken ist angesagt.
Lebensfreude bewahren ist angesagt.

Monika K. und Manfred H. schreiben

Die Tageslosung lesen, natürlich auch die noch immer in das Haus gebrachte Tageszeitung. Die Katze streichel. Essen kochen, gern nach neuen Ideen und Rezepten, den Tisch besonders decken, mit dem Mittagsgebet das Essen eröffnen und sich am Essen erfreuen.

Den Bärlauch im Garten als ersten Frühlingsgruß ernten und verarbeiten, sich an den ersten Frühlingsblumen erfreuen. Dabei den Vögeln lauschen, das Vogelhaus mit Futter versehen und sich am Sonnenschein freuen.

Musik hören, selbst singen oder ein Lied im Gesangbuch nachschlagen. Ein Buch lesen, dem Partner vorlesen oder einfach innehalten und Tagträumen. Im Feld spazieren gehen und mit den Wolken wandern. Briefe und Mails schreiben, mit Nachbarn und Freunden telefonieren.

Dankbar sein. Für den Luxus der uns auch in diesen Zeiten umgibt. Den Tag mit einem Dank abschließen.

Ilse O. schreibt

Freude verschenken und Trost spenden sind nicht abgesagt.
Staunen ist nicht abgesagt, verzeihen auch nicht.
Briefe schreiben und Pläne schmieden sind nicht abgesagt.
Freie Gedanken sind nicht abgesagt.
Liebe geben und Kranke anrufen sind nicht abgesagt.
Kranke anrufen ist nicht abgesagt.
Regentropfen zählen und Gedichte schreiben sind nicht abgesagt.

'Danke' sagen ist nicht abgesagt.

Mitmachen

Nicht alles ist abgesagt!
Was fällt Ihnen dazu ein?

Schreiben Sie uns doch ein paar Zeilen dazu!

eMail: sup.wolfsburg-wittingen@evlka.de

Foto: Jens Schulze
Superintendent Christian Berndt
An der Christuskirche 7
38440 Wolfsburg