"Ich hatte nichts in den Taschen"
Dolles Ding, er hatte ja nicht mal einen Hauptschulabschluss. „Und wollte unbedingt von der Liebe Gottes predigen. Ich hatte nur nichts in der Hand.“ In den Taschen auch nicht. Also arbeitet er weiter und besucht die Abendschule. Zwei Jahre bis zum Hauptschulabschluss. Dann noch ein Jahr bis zur Mittleren Reife. Das hätte normalerweise auch noch mal zwei Jahre gebraucht.
„Gott hat sich mir so lebendig gezeigt, dass eine Lüge wäre für mich, zu sagen, es gibt keinen Gott. Gott ist Wahrheit und Lebendigkeit – das war keine Frage mehr für mich.“ Diese Gewissheit beflügelt den Mittzwanziger, er will auch das Abitur noch machen, um dann endlich Theologie studieren zu dürfen. „Wenn der Hunger da ist, lernen zu wollen, mit einem ganz anderen Bewusstsein, dann geht es. Ist aber harte Arbeit.“
"Adjektiv, Subjektiv - all das musste ich nachholen"
Schröder erzählt ihm vom Seminar in Hermannsburg und dass er dort ohne Abitur studieren dürfe. „Also habe ich mich in Hermannsburg vorgestellt.“ Die erste Vorstellungsrunde läuft nicht wunschgemäß, aber Placke lässt nicht locker. „Trotzdem glaube ich, dass ich hier hingehöre“, schreibt er den damaligen Entscheidern. Und wird aufgenommen. Hermannsburg war in den 1980er Jahren noch ein volltheologisches Seminar, es gehörte zur hannoverschen Landeskirche. Wer dort studieren wollte, musste sich verpflichten. Neun Jahre im Auslandsdienst als Missionar waren es damals. Im Gegenzug verpflichtete sich die Landeskirche, die Rückkehrer in den Pfarrdienst zu übernehmen.
Acht Jahre lebt und studiert Placke in Hermannsburg als Mitglied einer Bruderschaft, er lebt von Bafög. „Ein Jahr länger als die anderen habe ich gebraucht, Adjektiv, Subjektiv – als das musste ich nachholen, was andere selbstverständlich in ihrer Schulzeit gelernt hatten.“
Mitten im Studium stellt sich die Frage nach einem Auslandssemester. Ist Placke der richtige dafür, als Vorzeigestudent? Nicht alle sehen das so, er darf aber dennoch nach Südafrika. „Das war noch in der Zeit der Apartheid und ich habe meine Abschlussarbeit dazu geschrieben.“ Eine glänzende Abschlussarbeit, er war doch der richtige Vorzeigestudent. Placke ist 32 Jahre alt, als er seine theologischen Examina besteht: Pastor Peter Placke. Endlich! PPP unterzeichnet er heute SMS und eMail.
"Wenn Gott es so will, gehen wir hin!"
Die Vikariatszeit in Meine und Minnesota absolviert er bereits mit Karin zusammen. „Das ist ja auch Gottes Führung, die passende Frau zu finden.“ Karin geht überall hin mit. Nach Minnesota. Nach Äthiopien. Das erste gemeinsame Kind wird noch in Meine geboren, das zweite in den USA, der Sohn und die jüngste Tochter in Afrika. Er wäre gern wieder nach Südafrika gegangen, es wurde aber Äthiopien. „Wenn Gott es denn so will, dann gehen wir dahin.“ Zunächst müssen Plackes Amharisch lernen in Addis Abeba, dann sind sie vier Jahre „in der Pampa“, danach macht Placke Jugendarbeit. Ein gutes Jahrzehnt lebt Familie Placke auf dem afrikanischen Kontinent.
Achim – Hermannsburg – Meine – Minnesota – Addis Abeba. Und von dort nach Hehlingen, das pfarramtlich verbunden ist mit Almke und Neindorf. 16einhalb Jahre sind Plackes hier mittlerweile. „Ich habe es genossen und für sinnvoll erachtet, richtig tief hineinzukommen. Nach 16 Jahren kenne ich die Menschen hier, ich weiß, wer zu wem gehört, es ist Vertrauen gewachsen.“
Placke ist hier als der laufende Pastor bekannt. Irgendwann sagt ein Arzt dem früheren Turner: Sie brauchen ein bisschen Bewegung. Er hat die 40 bereits überschritten, als er anfängt zu laufen. 15 Marathons sind es bisher. „Ich bin in meinem Leben zum Läufer geworden. Das hat mich ein Stück weit am Leben gehalten.“ Nicht nur der Körper profitiere, meinte PPP. „Auch der Geist hat etwas davon, wenn man fit bleibt und mal den Kopf frei kriegt.“ Marathonlaufen sei kein Spaziergang. 42,195 km – da brauche man Kraft und Zuspruch.
Erst Vollbremsung, dann charismatische Gottesdienste
„Der Herr ist immer mitgelaufen.“ Wenn Placke das so sagt, kommt es einem ganz selbstverständlich vor. Und tatsächlich: Er zweifelt nicht, stellt Gott nicht in Frage. „Nein. Nach allem, was ich erlebt habe: Nein.“ Und läuft bis jetzt. Als Missionar und Marathon.
Wenn PPP zum Oktober in den Ruhestand geht, geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Pastor bleibe ich ja“, vergewissert sich der 62-Jährige. Das hat seinen Lebensweg bestimmt, es bleibt sein Leben. Von der Liebe Gottes möchte er auch künftig sprechen. „Wenn ich die Bremse dann nach der ersten Vollbremsung wieder loslasse, mache ich vielleicht mal charismatische Gottesdienste. Das habe ich im Vikariat gemacht, eine ganz andere Art, Gottesdienst zu feiern.“
Gottesdienste, in denen die Menschen erzählen, was sie mit Gott erlebt haben. Mit freien Gebeten. Weniger liturgisch geprägte Gottesdienste. „Einmal Pastor, immer Pastor.“ Der Glaube, der einem geschenkt wurde, solle weitergegeben werden, wir sollen darüber reden. Von der Hoffnung reden. „Ich bin Gott dankbar, dass er mir diesen Glauben geschenkt hat!“
Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / Frauke Josuweit