Für andere da sein

Nachricht 22. August 2024

Telefonseelsorge Wolfsburg bildet Ehrenamtliche aus

Das Leben nicht mehr ertragen können oder an Einsamkeit ersticken – mit diesen Krisen wenden Menschen sich häufig an die Telefonseelsorge. „Ältere Menschen rufen meistens an, hier steht oft die Einsamkeit an erster Stelle, jüngere wählen den online-chat, sie bringen neben Einsamkeit auch andere drängende Fragen mit“, erlebt Pastorin Anja Niehoff. Rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres sind Telefonseelsorger:innen erreichbar für Menschen in Krisensituationen. „Wir stehen als Menschen zur Verfügung, wir hören zu und ermutigen, Wege aus den Nöten zu finden.“ 

Fast 70 Jahre gibt es die Telefonseelsorge in Deutschland, die ursprünglich vor allem der Suizidprävention dienen sollte. „Das Leben ist so kostbar, das wollen wir ausstrahlen und Menschen darin befördern, dass sie das für sich auch wieder spüren können“, ist für Niehoff Motivation, als Telefonseelsorgerin zu arbeiten. Die meisten ihrer Kolleg:innen arbeiten ehrenamtlich, sie haben sich bereit erklärt, sich um die Seele anderer zu sorgen. „Das ist ein riesiges Geschenk an unsere Gesellschaft, dass Menschen ihre Zeit, ihr Mitfühlen, ihr Zuhören zur Verfügung stellen.“

Rund 60 ehrenamtlich Mitarbeitende gibt es zurzeit in der Wolfsburger Telefonseelsorge. „Alle Dienste an 24 Stunden jeden Tag des Jahres abzudecken, wird schwieriger“, weiß Pastor Wolfram Bach, zurzeit kommissarischer Leiter der Einrichtung in der VW-Stadt. „Es fehlt an Ehrenamtlichen an ganz vielen Stellen in unserer Gesellschaft, gerade im sozialen Bereich.“ Immer wieder Menschen zu suchen, die sich engagieren möchten und diese für die anspruchsvolle Tätigkeit als Seelsorgende am Telefon und im online-Chat ausbilden, sei eine Herausforderung.

Ausgebildet werden Menschen für das Ehrenamt in der Telefonseelsorge über den Zeitraum eines Jahres. „Wer ein offenes Herz für Andere hat, gut zuhören kann, auch die Töne zwischen den Zeilen hört und bereit dafür ist, sich auch persönlich weiterzuentwickeln, ist geeignet für dieses Ehrenamt“, sagt Anja Niehoff. Die 52jährige Klinik-, Notfall- und Telefonseelsorgerin bietet ab Anfang November in Wolfsburg einen neuen Ausbildungsgang an. „Neu ist, dass wir nicht nur für den Dienst am Telefon, sondern auch für die online-Chat-Seelsorge ausbilden werden.“ Neben professioneller Gesprächsführung, Kenntnis über die Themen, die Menschen den Seelsorgenden anvertrauen und einer guten Portion Selbstreflexion gehöre zur Ausbildung auch, sich abgrenzen zu lernen, um mit den Problemen der Ratsuchenden gut umgehen zu können.

„Wir geben keine Ratschläge, wir hören zu und leiten durch Nachfragen die Hilfesuchenden dazu an, selbst tragfähige Lösungen zu finden. Denn nur die für mich passende Problemlösung, die ich selbst entwickelt habe, ist auch tragfähig“, weiß Niehoff. Auf konkreten Wunsch verweisen die Telefonseelsorgenden an weiterführende Beratungsstellen. „Es ist eine durch und durch sinnstiftende Aufgabe. Diejenigen, die hier mitarbeiten, erfahren dadurch eine tiefe Befriedigung. Das ist das, was wir den Menschen anbieten und geben können“, freut sich Pastor Wolfram Bach über Interessierte.Die Ausbildung sei kostenlos, die Arbeit werde weltanschaulich neutral geleistet, benötige somit keine Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche.

„Das christliche Menschenbild ist allerdings unabdingbare Grundlage für diesen Dienst am Nächsten.“ Anonymität für Hilfesuchende und für Telefonseelsorger:innen ermögliche vertrauensvolle Gespräche. Das Ehrenamt bei der Telefonseelsorge sei nicht nur für Menschen im Ruhestand oder im Vorruhestand, sondern ebenso für junge Menschen geeignet. „Empathie und Lebenserfahrung sind keine Frage des Alters, beides kann man nicht programmieren, aber lernen“, wirbt Pastorin Niehoff, die die Ausbildung, die kostenlos ist, leiten wird.

KK-Öffentlichkeitsarbeit

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