Zur heute erfolgten Veröffentlichung der ForuM-Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland sagen
Superintendent Christian Berndt
„Die heutige Pressekonferenz zur Veröffentlichung der ForuM-Studie habe ich im Livestream verfolgt. Dabei ist mir besonders eindrücklich geworden, was die Betroffenen sexualisierter Gewalt in die Studie und in die Pressekonferenz eingebracht haben. Ohne sie gäbe es keine Aufarbeitung!
Sie haben massiv darauf hingewiesen, dass zügig bundesweit Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie folgen müssen.
Wir im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen unterstützen dieses Anliegen der Betroffenen: Sämtliche Fälle sexualisierter Gewalt müssen aufgearbeitet, erlittenes Unrecht muss anerkannt werden. Wir müssen Standards für Aufarbeitung, Falldokumentation, Anerkennungsleistungen und Prävention schnellstmöglich EKD-weit einheitlich und verbindlich entwickeln und umsetzen.
Wir werden die gesamte Studie nun lesen, die Ergebnisse evaluieren und nicht nur für die Kirche als Ganzes, sondern auch spezifisch vor Ort ableiten, was wir jetzt unbedingt tun sollten und was wir über die bereits umgesetzten Maßnahmen hinaus verbessern müssen.
Vor drei Jahren habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Fall Deneke, also die Vorkommnisse sexualisierter Gewalt in Wolfsburg in den Jahren 1972 bis 1986, in die ForuM-Studie aufgenommen wurde und wissenschaftlich untersucht werden konnte. Das ist nun erfolgt. Nur mit besserer Kenntnis dessen, was damals passiert ist, welche spezifisch kirchlichen Strukturen und welches Selbstverständnis das begünstigt haben, können wir heute Vorsorge treffen, dass so etwas nicht mehr möglich ist.
Wir haben wir im März vergangenen Jahres ein umfängliches Schutzkonzept verabschiedet, das für den gesamten Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen verpflichtend gültig ist. Viele unserer Einrichtungen haben bereits eigene Schutzkonzepte, alle Gemeinden und weitere Einrichtungen werden ihre eigenen Schutzkonzepte bis zum Sommer diesen Jahres erstellen, so dass wir zum Jahresende an allen Orten und Einrichtungen geprüfte, gültige Schutzkonzepte haben werden.
Alle hauptberuflich Mitarbeitenden und diejenigen ehrenamtlich Mitarbeitenden, die Personalverantwortung tragen oder in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und weiteren Schutzbefohlenen tätig sind, unterzeichnen eine Selbstverpflichtung zum Schutzkonzept. Sie müssen eine Grundschulung zur Prävention sexualisierter Gewalt absolvieren. Viele Mitarbeitende haben das seit Frühsommer vergangenen Jahres bereits erfüllt. Erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse für alle Mitarbeitenden sind bei uns seit Jahren Standard, diese müssen alle fünf Jahre erneut beigebracht werden.
Null-Toleranz gegenüber sexualisierter Gewalt in unserer Kirche ist unbedingt notwendig. Was damals passiert ist, darf sich nicht wiederholen! Das gehört zu meinen Kernüberzeugungen.“
Kirchenvorstand der Stephanus-Gemeinde Wolfsburg-Detmerode
„Wir begrüßen, dass die evangelische Kirche und auch die Diakonie in Deutschland mit der heute vorgestellten ForuM-Studie die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt weiter intensivieren und verbessern will!
Geschehenes Unrecht können wir nicht ungeschehen machen. Das, was in den Jahren 1972 – 1986 in unserer Gemeinde geschehen ist, liegt uns schwer auf der Seele. Durch die Studie erhoffen wir uns Erkenntnisse, aus denen wir weitere Maßnahmen ableiten können.
In unserer Kinder- und Jugendarbeit legen wir schon länger großes Augenmerk darauf, dass alle Mitarbeitenden in diesem Bereich gut geschult sind, um sexualisierter Gewalt vorbeugen und Schritte auf dem Weg zu diesem Unrecht frühzeitig erkennen und einschreiten zu können. Solches Unrecht soll sich nicht wiederholen.“