Gottesdienstbuch Klieversberg

64. Aktion von Brot für die Welt

17. Oktober 2022

Traditionelles Saatgut schützt vor Hunger

Burkina Faso ist eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt, viele Kinder leiden dort unter Mangelernährung. Im Human Development Index der Vereinten Nationen belegt es den siebtletzten Platz, ein Großteil der Menschen lebt von der Landwirtschaft.

Doch die Böden der Kleinbauernfamilien sind wenig ertragreich. Zu den Ursachen zählen das fehlende Wissen über angepasste agro-ökologische Anbaumethoden und der hohe Einsatz von Pestiziden. Hinzu kommen langanhaltende Trockenperioden infolge des Klimawandels. Sie lassen die ohnehin geringen Erträge weiter sinken.

Die Entwicklungsorganisation der Evangelischen Kirche in Burkina Faso (Office de Développement des Eglises Evangéliques, ODE) zeigt den Bauernfamilien neue Anbau­techniken, die ihnen auch unter den erschwerten Bedingungen ein Auskommen sichern. Unter anderem verteilen die Mitarbeitenden aus der Mode gekommene heimische Hirsesorten, die mit wenig Wasser auskommen.

Agro-ökologische Anbaumethoden erlernen

Foto: Christoph Püschner / Brot für die Welt
Foto: Christoph Püschner / Brot für die Welt

David Owedraogo zeigt auf die bunten Plastikeimer vor sich: Dort lagern die einzelnen Bestandteile des Düngers. „Wie sorgen wir dafür, dass unsere Gemüsepflanzen gut gedeihen?“, fragt der Kursleiter. Er öffnet das größte Plastikfass, winkt Martine Kabore, eine seiner Schülerinnen, heran. Mit einem Spaten schaufelt die 30-jährige Bäuerin trockenen Kuhdung in einen leeren Eimer, schippt etwa die gleiche Menge Pflanzenreste darauf und je zwei Kellen voll mit Erde und Asche. Ihre Sitznachbarin kippt langsam Wasser dazu. „Wir müssen jetzt zwei Wochen lang jeden Tag zehn Minuten umrühren. Dann ist der Dünger fertig. “

Ein Jahr ist es her, dass der Dorfvorsteher bei der wöchentlichen Versammlung verkündete, es soll im Ort ein Ausbildungszentrum gebaut werden. Der erste Kurs der Hilfsorganisation ODE werde bald beginnen, dort könne man lernen, in der Trockenzeit einen Gemüsegarten anzulegen. Mit den Erträgen sollen die Dorfbewohner:innen ihre Familien ernähren und dazu noch etwas hinzuverdienen. Martine Kabore wusste sofort: Die Ausbildung ist ihre Chance. Die Ernte war mager, seit Jahren schon hatte ihre Familie für Notfälle nichts zurücklegen können. Bald würden sie wieder nur zweimal am Tag essen können. 

Am Ende des letzten Ausbildungstages bringen Martine und die anderen Frauen auf dem Gemeinschaftsfeld Saatgut aus. Gießwasser haben die Frauen genug dank eines Brunnens, den die ODE-Mitarbeitenden graben ließen. In zwei Wochen werden die Zwiebel-Setzlinge groß genug sein, die Frauen werden sie auf ihrem Acker pflanzen können. Auch der Dünger wird dann einsatzbereit bereit.

Foto: Christoph Püschner / Brot für die Welt
Foto: Christoph Püschner / Brot für die Welt

Acht alte Hirsesorten – heimisch und dürre-resistent – pflanzten Kleinbauern in Zusammenarbeit mit ODE neben Sorten, die einst Regierungsvertreter verteilt hatten. Nach ein paar Wochen beobachteten sie, dass fünf der alten Hirsepflanzen besser gediehen als die ‚verbesserte Sorte‘ – ohne Dünger und ohne Pestizide.

Am Ende der Saison zeigte sich: Fünf der alten Hirsesorten bringen tatsächlich auch bei wenig Regen vollen Ertrag. Der Feldversuch von ODE überzeugte auch Fachleute der Regierung, sie beschlossen, die heimischen Samen von nun an anstelle des verbesserten Saatguts zu verteilen und beauftragten einige Kleinbauern, das alte Saatgut zu vermehren.

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Pastor Helmut Kramer
Tel.: 05377 325