Drache oder Lokomotive?

Nachricht 19. April 2024

Tag der offenen Waldkindergartentür

Kurz hinter dem Wolfsburger VW-Bad liegt ein kleines Paradies. Wer das nicht kennt oder es nicht weiß, wird es zumindest in der Zeit, in der die Bäume belaubt sind, nicht leicht entdecken. Wer es aber kennengelernt hat, möchte nicht wieder gehen. „Für mich ist nichts anderes in Frage gekommen“, erzählt Kathrin Göttler, Mutter von drei Kindern. Sie meint damit die Waldgruppe der Christus-Kita. Kathrin Göttler hätte den Umzug nach Wolfsburg vermutlich sogar noch um ein Jahr verschoben, wäre zu dem Zeitpunkt im Waldkindergarten kein Platz frei gewesen. Mittlerweile ist ihr zweites Kind jeden Tag im Wolfsburger Stadtwald in der Eichhörnchengruppe.

Damit auch andere Eltern unsere Einrichtung kennenlernen können, hatten Kita-Leiterin Iris Legath und ihre Kolleginnen Victoria Buss und Magdalena Otto zum Tag der offenen Tür eingeladen. Türen gibt es tatsächlich nicht wirklich im Stadtwald, nur eine und die führt in das kleine Fachwerkhaus, das die 15 kleinen Eichhörnchen bevölkern dürfen, wenn sie möchten. Das wollen sie aber meistens nicht, denn draußen ist es immer am schönsten, auch bei Regen.

Magdalena Otto kam nach der Elternzeit in die Waldgruppe der Christuskita – als Mutter und als Erzieherin. Die 30-Jährige wurde auf unsere Einrichtung aufmerksam, als sie für ihre ältere Tochter einen Kitaplatz suchte und ist nun eine der zwei Erzieherinnen, die die 15 Kinder der Eichhörnchengruppe betreuen. Die jüngere Tochter hat sie mitgebracht in die Waldgruppe.  

„Wir haben immer einen dritten Erzieher mit im Team: Den Wald“, sagt Magdalena Otto. Freiheit, Bewegung, phantasievolles Spiel mit wenig Materiellem, das zeichnet den Kindergarten im Wald aus. „Es ist immer wieder spannend, was ein Stock oder ein Baum alles werden kann. Das ist nicht nur ein Drache oder eine Lokomotive.“ So bringe jeder Tag immer wieder neue Überraschungen mit sich.

Die Freiheit im Wald ist eine Freiheit mit klaren Regeln und klarer Kommunikation. Denn wenn schon nicht Mauern oder Zäune den kindlichen Bewegungsdrang begrenzen, müssen dies Regeln tun. „Die müssen verstanden und eingehalten werden“, sagt Erzieherin Otto. Der Tag der offenen Waldtür sollte interessierten Eltern einen Einblick in den Alltag der Waldgruppe geben, unterstützt wurden die beiden Erzieherinnen dabei von einer Waldpädagogin.

„Ich habe einen richtig weißen, klitzekleinen Käfer im Boden gefunden“, berichtet ganz stolz Sinja, freche sechs Jahre alt mit altersgemäßen Zahnlücken und einer wunderbar vermatschten Matschhose. Gemeinsam mit den Besuchskindern und Waldpädagogin Gundula Tersch hat die Waldgruppe nach Tieren im Boden Ausschau gehalten. Eine Erziehung, die Kinder anders aufmerksam werden lässt. „Meine große Tochter nimmt wahr, was andere Kinder nicht bemerken. Sie hält an, wenn sie eine Schnecke sieht, sie würde niemals drauftreten“, beobachtet Kathrin Güttler.

„Ich finde es toll, wie die Kinder heute ins Spiel miteinander gekommen sind. Man merkt ihnen an, wie schnell sie sich hier im Wald wohlfühlen“, sagt Iris Legath, Leiterin der Christus-Kita. „Es ist schön zu sehen, wie offen die Kinder der Waldgruppe sind, die neuen Kinder hier zu integrieren und ihnen was zu zeigen.“ Auch die Eltern der Waldkinder sind im Alltag und zu besonderen Gelegenheit dabei und unterstützen das Team der Eichhörnchengruppe. „Es ist etwas anderes, wenn Eltern mit Eltern reden und hören, was ihnen an der Waldgruppe gefällt und ihre Kinder sich wohlfühlen. Das ist nicht dasselbe, wenn wir unsere Gruppe darstellen.“

Ab drei Jahren können Kinder in unsere Waldkindergartengruppe gehen, mit Schulbeginn ist dann leider Schluss mit der wunderbaren Freiheit in der Natur des Wolfsburger Stadtwaldes. Aaron, ehemaliges Waldkindergartenkind, ist mittlerweile 11 Jahre alt und besucht eine weiterführende Schule. Seine Matschhose hat er auch in der Schule immer dabei, damit er bei jedem Wetter die Pausen draußen verbringen kann. Aarons Berufswunsch, Landwirt oder Förster, hängt vermutlich auch mit dem Besuch des Waldkindergartens zusammen.

KK-Öffentlichkeitsarbeit

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Geschäftsführung evangelischer Kindertagesstätten Stefanie Heidemann-Müller
An der Christuskirche 2
38440 Wolfsburg